Von „lebensunwertem Dasein“ und der „Wiederauferstehung des Reichs“

12. April 2013

Mit der Entscheidung der Bundesprüfstelle am 07. März 2013 wurde nicht nur unsere bereits ausverkaufte Schulhof-CD „Die Zukunft im Blick“ indiziert, sondern automatisch unser erst sehr junges Bundeslied „Unsere Stunde, die wird kommen“.

Grund genug den Vorgang nochmals zu thematisieren.

Vorweg möchte ich aus dem Indizierungsbescheid zitieren, mit Auszügen, die unser ehem. Bundeslied betreffen:

Folgende Zeilen erwecken den Eindruck, dass gegenüber Obdachlosen oder anderen Bedürftigen jegliche Hilfe verweigert werden sollte und diesen das Schicksal ein lebensunwertes Dasein beschere. Die Aussage transportiert ein Maß an Menschenverachtung, das sich negativ auf die Empathiefähigkeit der Rezipierenden auswirken kann.“

Was kommt nun, fragt Ihr Euch sicherlich. Welchen überflüssigen, pseudo-radikalen Text habt Ihr nun schon wieder als Aushängeschild genutzt?

Aber es geht noch weiter:

„Die herausgearbeiteten Bezugnahmen auf den Nationalsozialismus lassen nahezu keinen anderen Schluss zu, als dass in dem Lied eine Wiederauferstehung Deutschlands im Sinne des nationalsozialistischen sog. Dritten Reich herbeigesehnt wird.“

Kommen wir nun zu der vor Unmenschlichkeit triefenden Textzeile des Grauens und des Hasses:

„Hockt auch so mancher am Wegesrand / der dort verlumpt und verdorben / laß´ ihn vergammeln in Schimpf und Schand / wir sind vom Schicksal geboren“

Eindeutiger geht es nicht! Für den geübten Sittenwächter klar erkennbar, die Thematisierung von Nationalsozialismus, Obdachlosen, Menschenfeindlichkeit, lebensunwertem Dasein und die Wiederauferstehung des 3. Reiches.

Zwar wurde nichts davon angesprochen, aber mit viel Fantasie und einer großen Portion Kindheitstrauma ergibt sich ein klares Bild. Außerdem wurde in dem Indizierungszusammenhang schon „ein sehr negatives Bild von der Bundesrepublik Deutschland [gezeichnet]“.

Zum Lied selber muss gesagt werden, dass es von Gerd Knabe in den 60ern komponiert wurde und zwar für die deutsche Jugendbewegung. Lange nach Krieg und Nationalsozialismus. Es wurden selbstverständlich anwaltliche Testate erbracht, die die juristische Unbedenklichkeit des Liedes belegt haben, bevor wir uns dazu entschieden, es zum Bundeslied zu küren.

Schnell noch 29 Seiten voll mit mehr oder minder oberflächlichem Gutmenschen „Blabla“ schreiben und fertig ist der Indizierungsbescheid. Da kann man schon mal einer politischen Jugendorganisation, welche sich in der Opposition befindet, vorwerfen:

„Das gegenwärtige Deutschland wird […] äußerst negativ beschrieben“.

Das Verbot unseres damaligen Bundesliedes „Ein junges Volk steht auf“ stützte sich maßgeblich darauf, dass es aus der Zeit des Nationalsozialismus stammt und – wie hunderte andere Lieder auch – in dieser Zeit gesungen wurde.

Aus diesem Grund entschlossen wir uns ein Lied zu nutzen, welches – zumindest nach unserem Verständnis – keinerlei Anlehnung an den historischen NS besitzt. Pustekuchen, anscheinend kann die Bundesprüfstelle besser zwischen den Zeilen lesen und versteckte Codes und Botschaften entschlüsseln als wir. Oder – und das halte ich für wahrscheinlicher – die Verantwortlichen dort haben eine medizinisch eindeutig bedenkliche Fantasie.

Bleibt also festzustellen, dass es mittlerweile egal ist, woher ein Lied oder Text stammt und was es ausdrückt. Es ist auch völlig irrelevant, ob es strafbar ist oder nicht. Einzig die politische Gesinnung der Veröffentlicher zählt anscheinend noch vor der BPjM.

So könnten wir morgen das Lied der „Moorsoldaten“ von Ernst Busch zum Bundeslied küren. In spätestens 3 Monaten wollen wir vermutlich mit diesem „gefangenen Soldatenkorps“, welches sich „nach der Heimat sehnt“ eine nationalsozialistische Terrordiktatur unter der Führung des dunklen Lords errichten.

Abschließend möchte ich die einzige Aussage aus dem Indizierungsbescheid zitieren, welche sowohl die JN als auch ich jederzeit wieder unterschreiben würde und welche wir als rebellierende deutsche Jugend niemals aufgeben werden:

„Das Deutschland der Gegenwart sei geprägt von politischer Unterdrückung und Willkür, Unfreiheit, Lügen über die Geschichte und systemisch angelegter wirtschaftlicher Ungerechtigkeit.“

Für den JN-Bundesvorstand

Euer

Julian

Stellv. Bundesvorsitzender

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