Schlesienfahrt 2012 – Morgenfeier „Rübezahl“
Wenn wir auf Fahrt sind oder Zelten, beginnen wir von den JN jeden Tag gemeinsam. Um uns auf das vor uns Liegende einzustimmen, hören wir dazu von einem Kameraden oder einer Kameradin einen selbst verfassten Text, der sich meist thematisch in das jeweilige Lager- oder Wandermotto einbettet. Außerdem wird bei uns Deutsches Liedgut gesungen und abschließend der Tagesplan verlesen.
So hatten wir auf unserer Schlesienfahrt die Freude, einiges über die kulturellen und geschichtlichen Begebenheiten dieses unvergessenen Landes zu erfahren. Wir wollen dem geneigten Leser diese „Morgenfeiern“ nicht vorenthalten. Denn so, wie sie uns in jeden neuen Tag einstimmten, sollen sie auch Euch Mut geben, an Schlesien zu glauben und es nicht zu vergessen.
Rübezahl
Die Sage vom Berggeist „Rübezahl“ ist im schlesischem Gebiet und darüber hinaus weit verbreitet. Der Sage nach ist Rübezahl ein rauer und jähzorniger Berggeist des Riesengebirges in Gestalt eines riesigen Mannes mit rotem Vollbart und einer langen Köhlerstange in der Hand. Er kann sich in jeden beliebigen Gegenstand und in Lebewesen verwandeln, zum Beispiel in einen Luchs, einen Raben oder einen Baumstumpf – oft aber auch in verschiedene Menschengestalten. So soll er sich besonders gern in einen Mönch verwandeln und einsame Wanderer, die durch sein Bergreich streifen, irreführen und dann gewaltig auslachen.
Er gilt als der „Herr der Berge“ und ist auch als solcher anzusprechen. Wer ihn „Rübezahl“ ruft, zieht schnell seinen Zorn auf sich und wird meist grausam bestraft. Dazu verwandelt sich Rübezahl in die Gestalt des Spötters, bestiehlt so reiche Landsleute und steckt das Diebesgut dem Spötter zu, sodass es bei ihm gefunden und er bestraft wird.
Aber er kann auch gutmütig sein und hilft allen Armen und Hilfebedürftigen, die ihn um Hilfe bitten. Meist leiht er ihnen Geld und wenn die Leute sich dankbar erweisen, erlässt er ihnen auch oft die Schulden. Ungerechte und böse Menschen aber bestraft er schrecklich mit Krankheit, Unglück und manchmal auch mit dem Tod.
Die eigentliche Sage besteht aus sehr vielen einzelnen Geschichten. Es wurden bisher 241 Geschichten über den Berggeist gezählt. So wie fast jede Sage soll auch die Sage vom Rübezahl auf eine wahre Bergebenheit zurückzuführen sein. Dazu gibt es viele verschiedene Vermutungen. Eine davon ist, dass Rübezahl im wirklichen Leben ein Mann namens Hans Rübzagel war. Er lebte im 13. Jahrhundert und war ein Bergwerksbesitzer im Harz.
Da er seine Arbeiter sehr gut bezahlte und sie nicht in einsturzgefährdete Minen ließ, rissen sich die Bergwerksarbeiter um eine Stelle bei ihm. Dann verbreitete sich das Gerücht, dass Rübzagel mit dem Teufel im Bunde stehe und er wurde als Ketzer angezeigt. Rübzagel floh ins Riesengebirge. Der Ruf als Bergkenner mit verborgenen Fähigkeiten soll ihm dort weiter angehaftet haben, sodass sich im Volk die Sage herausbildete.
Es sind auch viele Lieder und Gedichte zu Rübezahl entstanden. Manche Lieder kennen und singen wir noch heute und erhalten somit einen wichtigen Teil der Kultur Schlesiens. So zum Beispiel in den Liedern „Blaue Berge, grüne Täler“ oder „Hohe Tannen weisen die Sterne“.
Autorin: Sabrina