JN-Delegation bei der Konferenz „Identitarian Ideas“ in Schweden
Der Wagen fährt geräuschlos in der Abendsonne durch die karge, aber schöne Landschaft. Von Zeit zu Zeit tauchen zwischen den dunklen Waldstücken und grünen Feldern die idyllischen kleinen roten Häuser auf, die man oft mit Skandinavien verbindet. Wir sind auf dem Weg vom Flughafen ins etwa 100 Kilometer entfernte Stockholm. Unser Kontakt Kim hat uns dort abgeholt und erzählt uns auf der Fahrt über das Land, dessen Probleme und seine Organisation. Der vor einem Jahr wiedergegründete „Förbundet Nationell Ungdom“, was frei übersetzt so viel wie nationaler Jugendverbund heißt, setzt auf die Bildung einer starken Gemeinschaft, die der sozialen Verrohung der modernen Welt trotzen und ihren Mitgliedern eine Alternative jenseits der Bedeutungslosigkeit der Konsumgesellschaft bieten will. „Wie eine Familie“, die zusammenhält und sich gegenseitig hilft, erklärt uns Kim.
Der Förbundet baut seine strategischen Säulen dabei vor allem auf politische Bildung, Kultur und Sport – hierzu gehören auch Überlebenstraining und Kampfsport. Denn auch in Schweden bedeutet Nationalist sein, einen harten Weg gewählt zu haben. Wir sind erstaunt über die uns berichtete Brutalität der Überfälle durch Kommunisten oder Einwanderergangs, die nahezu immer mit Messern stattfinden und schon oft tödlich geendet sind. Der brutale Mord am 17Jährigen Daniel Wretström, dessen stellvertretend für die Opfer der Schwedenfeindlichkeit jeden Dezember gedacht wird, ist nur ein Beispiel von vielen. Es geht den jungen Aktivisten darum, nicht länger Opfer zu sein. Es geht ihnen darum, als Kultur und als Volk ein Recht auf Leben zu haben und bereit zu sein, es zu verteidigen.
Als wir Stockholm erreichen, ist es bereits dunkel. Wir bedanken uns bei Kim für den freundlichen Fahrdienst und werden von unserem Gastgeber Daniel für die kommenden Tage willkommen geheißen. Der 22Jährige arbeitet als Vorarbeiter in einem Abrissunternehmen. Zusammen mit einem weiteren Aktivisten des Förbundet lebt er in einem ärmlichen Viertel am Rand der Stadt. Hier bleiben sozial Schwache, Arbeitslose und arme Arbeitende unter sich. Nach Jahren sozialdemokratischer Regierung finden knapp 10% der Schweden keine Arbeit – und dennoch ist das Land seit Jahren europaweit rangführend bei der Zahl der Asylanträge im Verhältnis zur Einwohnerzahl. Viel bleibt für die Schweden in den eintönig graubraunen Häuserblöcken hier im Süden der Stadt jedenfalls nicht übrig. Trotzdem sind Gastfreundschaft und Wille, das Wenige was man hat zu teilen, die uns hier entgegengebracht werden, beeindruckend. Gleiches gilt auch für die guten Englischkenntnisse und das umfangreiche Bücherregal, dessen Titel von Wünschen und Hoffnungen für eine bessere Zukunft zeugen.
Am nächsten Tag lassen wir uns die wunderschöne Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen, Denkmäler, das Parlament und den königlichen Palast zeigen. Abends ergeben sich in einem Pub mit Blick über die Hafenpromenade und die vor Anker liegenden Schiffe interessante Gespräche über den Ernst und die Freuden des widerständischen Lebens. Wir zeigen uns gegenseitig Videos und Bilder von Aktionen, staunen und lachen über den Mut und die Entschlossenheit der jungen Aktivisten und tauschen als Gastgeschenke Propagandamaterial und Klamotten unserer Jugendorganisationen aus.
Auf dem nächtlichen Weg zu unserem Quartier lernen wir dann auch die hässlichen Seiten des modernen Schweden kennen: vorbei an der Partymeile mit den größten Clubs und Diskos der Stadt durchqueren wir einen dunklen Park, in dem es immer wieder zu Vergewaltigungen durch die Gangs kommt. Jahre linksliberaler Regierung haben eine Gesellschaft hinterlassen, die tief gespalten ist. Die betrunkenen oder drogenberauschten Jugendlichen geben auf ihrer Suche nach dem Exzess und der Ablenkung vom Alltag als Arbeitsdrohnen und Konsumenten nicht mehr aufeinander Acht und sind leichte Opfer. Jeder trägt hier unsichtbare Scheuklappen. Selbst die anwesenden Polizisten schauen immer wieder weg, erzählt man uns. Die Tatsache, dass sich die erschreckend hohe Zahl der registrierten Vergewaltigungen durch die Masseneinwanderung innerhalb von 20 Jahren vervierfacht hat, scheint für viele Schweden längst zur brutalen Normalität geworden zu sein. In der individualistischen Massengesellschaft hat eine Kultur ihre Unschuld verloren.
Zurück in der U-Bahn kotzt ein fettleibiger Transvestit zwischen aggressiv auftretenden Ausländern, feiernden Jugendlichen und solchen, die einfach nur versuchen, durch ihren starren Blick ins Leere keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, einen Schwall nach Alkohol und Magensäure riechender Flüssigkeit auf den Gang. Später im Bett kann ich lange nicht einschlafen. Zu sehr kreisen meine Gedanken darum, wie die moderne Gesellschaft die Menschen seelisch kaputtmacht.
Es ist unser letzter Tag in Stockholm: Heute findet die vierte internationale Konferenz der Reihe „Identitarian Ideas“ statt. Wir staunen über die Möglichkeit, eine nonkonforme Veranstaltung dieser Art in einem Museum im Stadtzentrum abhalten zu können – die Repression ist eben doch nicht vergleichbar mit der Situation in der Bundesrepublik. Die schwedischen Nationalisten sind dabei empört über die Verlogenheit einer deutschen Regierung, die oberlehrerhaft Menschenrechtsverletzungen am anderen Ende der Welt kritisiert, während sie über das Schicksal der politischen Gefangenen im eigenen Land schweigt.
Über 60 anwesende Gäste sind unter anderem aus Skandinavien, England und Russland angereist. Zufällig treffen wir auch auf zwei Bekannte der „Funken“ aus Wien. Das heutige Thema lautet Identität und Geopolitik. Neben einigen schwedischen Referenten sprechen auch der alternativ-rechte Publizist Alex Kurtagic sowie der russische Professor und Kreml-Berater Alexander Dugin. Kurtagic, der slowenisch-spanischer Abstammung ist und in Großbritannien lebt, zeigt sich als rhetorisches Genie und spricht über Szenarien des Kollapses der westlichen Welt. Er führt uns vor Augen, dass ein solcher Kollaps zu ungeahnten Zeitpunkten stattfinden oder ganz andere Formen annehmen könnte als üblicherweise angenommen. Vielleicht wäre er sogar nur in der Retrospektive als solcher zu erkennen – wie etwa der Niedergang des Britischen Empire. Unweigerlich kommen mir die Bilder des gestrigen Abends in den Kopf. Das Credo lautet also sowohl auf alles vorbereitet zu sein, als auch das Beste aus der jetzigen Situation machen und sich nicht auf vermeintliche historische Gesetzmäßigkeiten eines Zusammenbruchs zu verlassen, der vielleicht so nie eintritt. Für eine vierte politische Theorie zur Überwindung des im Kampf um die Ideen feindlos gewordenen Liberalismus plädierte im folgenden Vortrag Alexander Dugin. Seine visionäre Vorstellung ist eine multipolare Welt, in der die verschiedenen Daseinsformen der Zivilisationen, Kulturkreise und Völker verschieden und dennoch gleichwertig ihre Lebensberechtigung haben.
Nach Abschluss der Veranstaltung ergeben sich noch einige äußerst interessante Gespräche über Wesen und Strategie des identitären Widerstands 2.0, bevor wir am nächsten Morgen müde, aber zufrieden und erfüllt von neuen Erfahrungen die Treppe in den Flieger Richtung Heimat besteigen. Der Besuch im Land im Norden hat uns wieder einmal gezeigt, wie viel wir zu retten und wie viel wir zu verlieren haben. Wofür und wogegen wir kämpfen. Aus dem Flugzeugfenster werden die Stadt, die Landschaft, die Distanz zwischen Schweden und Deutschland im Licht der aufgehenden Sonne immer kleiner. In unseren Herzen ist sie gar nicht vorhanden. Sie schlagen im gleichen Takt für die Zukunft Europas.
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Autor: Martin Friedrich