"Diese Verjüngung ist mehr als überfällig"

23. September 2011

 

„DeutschlandEcho“ im Gespräch mit JN-Chef Michael

DeutschlandEcho: Michael, Sie sind Bundesvorsitzender der NPD-Nachwuchsorganisation Junge Nationaldemokraten (JN) und stehen auf der Wunschliste Holger Apfels, des Herausforderers des amtierenden Parteivorsitzenden, für die Neubesetzung des Parteivorstandes. Angenommen, Sie würden von den Delegierten in den selbigen gewählt: Wofür würden Sie sich stark machen?

Michael: Ganz einfach, für einen echten Neuanfang. Die NPD besteht aus vielen fleißigen und überzeugten Idealisten, die ihr Land lieben. Doch fragt man die Leute auf der Straße, die uns nur aus der verzerrten Medienwahrnehmung kennen, dann stehen wir für alles Mögliche, auch Wählerabschreckende, aber eben nicht für die Freiheit Deutschlands, die Gemeinschaft der Deutschen und die Zukunft eines Europas der Vaterländer. Leider tragen wir selbst viel zu dieser falschen Wahrnehmung bei.

Wir müssen uns zuerst klar machen, was die Hauptaufgabe der NPD als parlamentarischer Arm der nationalen Opposition ist. Das wurde in den letzten Jahren durch strategische Planlosigkeit oft vergessen. Die NPD ist eine nationale Wahlpartei! Sie will und muß Erfolg bei Wahlen haben, sonst hat sie ihren Daseinszweck verfehlt. Das heißt im Falle von Wahlerfolgen natürlich nicht, daß wir in der Parlamentsarbeit versumpfen und verspießern, sondern die personellen, finanziellen und medialen Möglichkeiten von Mandaten für unseren politischen Kampfauftrag nutzen. Die Einheit von parlamentarischen und außerparlamentarischen Aktivitäten ist dabei selbstverständlich. In Botschaft, Wortwahl und Auftreten darf dabei nicht zuerst an den “Szene”-Angehörigen gedacht werden, sondern an den deutschen Wähler, an unseren belogenen und betrogenen Landsmann, der endlich eine konsequente Vertreterin seiner Interessen sucht. Und das muß endlich auf breiter Front – d.h. auch im Westen – unsere NPD werden!

Dabei darf es keine selbstaufgestellten Tabus und Dogmen geben. Wir haben zu oft Themen gesetzt, die in erster Linie uns interessieren, die für unsere Landsleute aber nicht wichtig waren. Wir wundern uns dann, daß wir die Herzen und Köpfe nicht in nennenswerter Zahl erreichen. Wir müssen aber die Sprache der Menschen sprechen und politisch an ihre Alltagsprobleme und Sorgen anknüpfen – was auch sonst? Das geht aber nicht mit dauernden Anspielungen auf die 1930er und 40er Jahre und den Schlachtordnungen des vergangenen Jahrhunderts. Interessanterweise sagen mir das sogar Vertreter von Kameradschaften und radikaleren Gruppen, die sich fragen, was “wir” da eigentlich machen.

DeutschlandEcho: Weshalb ist ein Führungswechsel überhaupt notwendig? Udo Voigt hat die Partei ja zumindest zu einem gewissen Grad aus der Bedeutungslosigkeit geholt…

Michael: Der Führungswechsel ist notwendig, um nach innen und nach außen zu zeigen, daß sich bei uns endlich etwas bewegt und wieder Visionen entwickelt werden. Der Aufbruch muß für das gesamte nationale Lager spürbar werden und vor allem auch ins Bewußtsein der Wähler dringen. Bewegung statt Stillstand sollte für eine fundamentaloppositionelle Kraft doch eine Selbstverständlichkeit sein! Derzeit stagnieren wir bestenfalls, und vom gegenwärtigen Parteivorstand kommen keine Vorgaben, keine Ideen und keine Zukunftskonzepte – auch die Fähigkeit zur Selbst- und Manöverkritik scheint verlorengegangen zu sein. Das erwarte ich von einem neuen Vorstand, und bin gerne bereit, dabei mitzuarbeiten.

Im übrigen kenne, respektiere und würdige ich die Leistungen von Udo Voigt. Das möchte ich noch einmal betonen. Ich wäre froh, wenn man die Erneuerung der Partei ohne unvernünftige Konkurrenzantritte (und vor allem ohne das Waschen schmutziger Wäsche) ganz professionell über die Bühne bringen könnte. Leider mußte ich aus der “taz” erfahren, dass dem nicht so ist und Udo nach 15 Jahren noch einmal antreten will, obwohl jetzt – genauso wie 1996 mit seinem Amtsantritt – neue Impulse notwendig wären. Das kann ich nicht verstehen. Ich hoffe, daß Udo die Partei jetzt nicht wieder mit der Einrichtung von irgendwelchen Arbeitskreisen ruhigstellen will, dessen Ergebnisse dann wegen Führungsschwäche sowieso nicht umgesetzt werden (Beispiel: “Die soziale Heimatpartei”). Hier trifft der Spruch zu: Wenn ich mal nicht weiter weiß, bilde ich einen Arbeitskreis. Wohin das führt, haben wir in den letzten Monaten gesehen, denken Sie z.B. an die Erkenntnisse der Strategiekommission oder das jüngste Thesenpapier von Karl Richter.

Ich möchte, daß wir eine wirklich volksnahe Linie mit klarem weltanschaulichen Fundament bekommen und Schluß machen mit dem Wischi-Waschi-Kurs, der es allen Recht machen will, nur nicht dem deutschen Wähler. Das klare weltanschauliche Fundament ist für mich natürlich das neue Parteiprogramm von Bamberg, das uns ganz klar als nationale und soziale Heimatpartei positioniert. Eine Programmdebatte muß und will daher niemand vom Zaun brechen.

DeutschlandEcho: Holger Apfel möchte als Stellvertreter Udo Pastörs, Frank Franz und Karl Richter. Eine gute Wahl?

Michael: Ich vertraue dem Gespann Apfel-Pastörs bei der Wahl ihrer Mannschaft – gerade Holger Apfel kennt die Partei mit ihren Stärken und Schwächen wie kein Zweiter. Wenn ich mir die Namen anschaue, die im Gespräch sind, so ist das eine gute Mischung aus allen Spektren und Altersgruppen der Partei. Alle eint die Einsicht, daß wir nicht mehr die rückwärtsgewandte Kaspertruppe spielen dürfen, die unsere Gegner brauchen, um uns mit dem Makel der Unwählbarkeit zu versehen.

DeutschlandEcho: Die NPD war, bis die Piratenpartei auf der Bildfläche erschien, die Partei mit den im Durchschnitt jüngsten Mitgliedern. 37 Lenze zählt das durchschnittliche Mitglied – aber in Parteivorstand und -präsidium befinden sich überwiegend Personen, die deutlich älter sind. Freut es Sie als JN-Chef daher besonders, dass nicht nur der mögliche neue Vorsitzende knapp 20 Jahre jünger ist, sondern mit den eventuell neu dazukommenden Parteifreunden Frank Franz, Patrick Wieschke, Arne Schimmer, Ronny Zasowk und Ihrer Person ein regelrechter Generationswechsel ins Haus steht?

Michael: Ja natürlich. Diese Verjüngung ist mehr als überfällig. Die NPD hat in der zweiten und dritten Reihe viele gute Leute, die hoffentlich schon in wenigen Wochen aktiv auf Bundesebene mitgestalten können. Wir haben Potenziale, die wir bisher nicht nutzen.

Außerdem haben gerade die jüngeren Kameraden eine andere Sicht der NPD. Wir kennen keine Zeiten mit Null-Komma-Ergebnissen. Wir kennen die Partei als eine selbstbewußte, politisch offensive und regional erfolgreiche Partei, die in Stadträte, Kreistage und Landesparlamente einziehen kann. Die jüngere Generation von Nationalisten schimpft nicht nur auf den ach so gemeinen Staat und die bösen Medien. Natürlich bekämpft uns das antideutsche System und sein Medienapparat. Glaubt denn jemand ernsthaft, daß uns der politische Sieg hinterhergetragen wird? Wir müssen die Fehler aber zuerst bei uns suchen und unsere Erfolgsmöglichkeiten ausloten – diese Aufgabe fällt der jungen Generation in der NPD zu.

Die Gurkentruppe der “Piraten” macht mir weniger Sorgen. Mich ärgert vielmehr, daß wir ein halbes Jahr nach dem ersten großen Hacker-Angriff und Datenklau, der uns leider in Sachsen-Anhalt geschadet hat, scheinbar nicht in der Lage waren, unsere Netzarbeit vor neuen Antifa-Angriffen zu schützen. Damit werden wir gerade vor Jungwählern der Lächerlichkeit preisgegeben, die vielleicht auch deshalb mit den “Piraten” liebäugeln, weil die NPD netztechnisch so unbeholfen agiert. Aber wie gesagt: wir müssen ein “Weiter so” in der NPD verhindern und uns kraftvoll erneuern!

DeutschlandEcho: Michael, vielen Dank für das Gespräch!

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