Herzen, rosarote Brillen und die Welt ist voller Frieden und Glückseligkeit. Ja, am 14. Februar ist immer alles etwas anders. Liebende tollen sich vergnügt im Park herum, gehen zur Feier des Tages in ein schönes Restaurant essen und freuen sich, dass es lauter Menüs „für zwei“ gibt. Ach, wie schön ist das Leben am 14. Februar.
So, jetzt aber mal Schluss mit dieser Gefühlsduselei. Machen wir uns doch mal nichts vor. Mitte Januar hängen die Geschäfte voll mit Herzen, die „Nicht vergessen, am 14. Februar ist Valentinstag“-Abteilung ist voll mit überteuertem Kitsch und der Konsum wird hemmungslos angetrieben. Frauen sind ihren Liebsten gewaltig sauer, weil er sich an diesem „besonderen“ Tag nicht frei nehmen kann und – oh Graus – wehe sie bekommt nichts geschenkt zum „Tag der Liebe“.
Es ist, als stehe ein zweites Weihnachten vor der Tür, denn wie zu Weihnachten steht nicht mehr die Familie und die Besinnlichkeit als Punkt eins auf dem Tagesplan, sondern der Konsum und der damit verbundene Stress.
Nichts anderes passiert am Valentinstag. Davon abgesehen, dass der Valentinstag keine Wurzeln im germanischen Brauchtum aufweist, besitzt er in unserem Kulturkreis mittlerweile den Status als „Tag der Liebenden“. Längst aber ist aus dem „tag der Liebenden“ der „Tag der Konsumierenden“ geworden. Hastig werden Geschenke eingekauft, um durch einen goldenen Ring und einen roten Rosenstrauß Liebe und Zuneigung auszudrücken.
Die Wurzeln für den Valentinstag weisen in verschiedene Richtungen. Einer Legende nach, soll der römische Bischof und Priester Valentin die Gabe besessen haben, Kranke und Verkrüppelte heilen zu können. Und gegen staatlichen Willen soll er Trauungen vollzogen haben. Der 14. Februar gilt als Tag seiner Hinrichtung.
In England und Frankreich hingegen sagt man, dass am 14. Februar die Paarungszeit der Vögel beginnt. Im Römischen feiert man dieses Fest zu Ehren der römischen Göttin Juno, die ein Liebesorakel und damit eine Ratgeberin für Frauen war, was die richtige Partnerwahl anging. Ihr wurden am 14. Februar Blumenopfer dargebracht.
Ein alter Volksglaube besagt außerdem, dass ein Mädchen den Mann heiraten werde, den es am Valentinstag als erstes erblickt. Heiratswillige Männer überbringen deshalb in den frühen Morgenstunden der Angebeteten einen Blumenstrauß.
Hier wird erkenntlich, dass der Ursprung des „Festes der Liebenden“ in verschiedene Richtungen geht. Aber der Sinn bleibt der gleiche. Es geht um Liebe. Um wirkliche und aufrichtige Liebe.
Der Zwang, den sich viele Pärchen im 21. Jahrhundert auferlegen, nämlich ihre Liebe durch Geschenke zeigen zu müssen, ist unerbittlich. Hier wird wieder deutlich, dass das von Herzen kommende gesprochene Wort heutzutage immer weniger zählt. In unserer heutigen, materialistisch geprägten Welt wird uns suggeriert, dass einzig und allein der oberflächliche Konsum Gefühle ausdrücken kann. Je teurer die Uhr war, desto mehr liebt einen der Partner.
Wo sind all die Werte, die man wirklich in einer Partnerschaft braucht? Was ist mit Vertrauen, Zuneigung, aufeinander verlassen können, dem anderen Halt geben, wenn er ihn benötigt, immer treu zueinander stehen, in guten wie in schlechten Zeiten? Sind all das Werte, die heute, wo sich Emotionen und Gefühle zunehmend an der Oberfläche abspielen, nicht mehr zeitgemäß sind?
Man könnte es fast vermuten. Wird es mit dem Partner mal etwas schwierig und es kriselt, trennen sich die meisten. In einer Wegwerfgesellschaft wie unserer kein Wunder. Alleinstehende gibt es ja schließlich an jeder Ecke, warum also an der „komplizierten“ Beziehung festhalten?
Was ich damit sagen will? Wir sollten uns auf das wesentliche im Leben und in der Liebe beschränken. Schluss mit der institutionalisierten Gefühlsheuchelei! Wir brauchen keinen speziellen Tag im Jahr, um unserem Partner zu zeigen, wie sehr wir ihn lieben. Und wir brauchen dafür erst recht keine Geschenke. Der Kapitalismus schleicht sich Tag für Tag mehr in unseren Alltag und materialisiert, wie am 14. Februar sichtbar, sogar Gefühle.
Löst Euch von diesem Konsumwahn. Wahre Liebe braucht keinen Kalender!
Quelle: FN Jena