Michael hinterfragt, bearbeitet und kommentiert in seinen provokanten Texten die Positionen und Strategien unserer Arbeit als Nationalisten, Patrioten und Idealisten, um Diskussionen anzustoßen und endlich wieder Bewegung in die Bewegung zu bringen.
Diesmal widmet er sich der Identitären Bewegung in Deutschland und der Möglichkeiten die sie uns allen bietet.
Auswahl der letzten Texte:
„Dürfen wir Pop sein?“ (Aktivist 1/12); „JA, JA und nochmals JA zu Europa“;
Wie hältst Du’s mit Israel? (beide Aktivist 2/12)
Identitäre Generation in Deutschland – Positionen, Struktur und Möglichkeiten
Alles begann mit einem Video aus Frankreich, das sich wie ein Lauffeuer in den sozialen Netzwerken verbreitete. Wie so viele Europäer haben es auch die jungen französischen Aktivisten satt, belogen, ausgebeutet und kulturell an den Rand gedrängt zu werden.
Ihre Konsequenz: Eine Kriegserklärung in Videoform – eine Kriegserklärung an die, die ihnen alles nehmen wollen und die ihre Suche nach einem Sinn im Leben im Nichts und kulturellen Verfall enden lassen. Sie nennen sich „Génération Identitaire“ – die identitäre Generation. Dahinter verbirgt sich eine Jugendbewegung, die der verschlafenen französischen Rechten, abseits der Parteien, neuen Schwung gegeben hat. Auch wenn man Begriffe wie „links“ und „rechts“ scheut wie der Teufel das Weihwasser – alte ideologische Nabelschnüre wurden abgeschnitten und es wurden neue Ansätze gesucht, wie die derzeitigen Probleme Europas mit zeitgemäßen Antworten beantwortet werden können.
Spätestens die Besetzung einer im Bau befindlichen Moschee, am selben Ort und zum 1280. Jahrestag der legendären Schlacht Karl „der Hammer“ Martells gegen die maurisch-islamische Besatzung Europas im Jahr 732 sicherte breite überregionale Medienaufmerksamkeit.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis dieses Phänomen nach Deutschland überschwappt und auch östlich des Rheins junge, wütende Deutsche bekennen: „Wir sind die identitäre Generation.“
Die Ideen und Strategien die dahinter stecken, sind klar. Viele junge Menschen fühlen sich durch das Angebot der wenigen nicht-linken politischen Gruppierungen nicht mehr angesprochen. Zu steif, zu bieder und ohne modernes geistiges Fundament sind die Konzepte derer, die sich nicht mal entscheiden können, ob sie sich nun Rechte, Patrioten oder Nationalisten nennen.
Erfolgreiche Bewegungen, wie die Casapound in Italien oder die Identitären bieten Identifikationsfläche, an der es in Deutschland fehlt.
Pop statt Stahlhelm
Der Grund, warum auch viele JN- und NPD-Mitglieder mit identitären Gruppen sympathisieren, selbst welche gründen oder dort mitarbeiten, ist sicher der moderne Auftritt und der Verzicht auf die Spießigkeit der klassischen oder der (nicht mehr ganz so) Neuen Rechten.
Nationale politische Korrektheit wurde über Bord geworfen und durch Popkultur und die Aktion ersetzt. Der Wahlspruch aus Frankreich „Reden spaltet, Aktion verbindet“ wird auch in Deutschland in Anfängen umgesetzt. So fanden sich schnell Mini-Grüppchen zusammen, die das Lambda – das Schildsymbol der alten Spartaner und selbstgewählte Logo der Bewegung – mit Lust an Kreativität überall in Deutschland bekannt zu machen versuchen.
Auch dieses Konzept ist nicht neu, aber es wird poppig rübergebracht. Man versucht einen klaren Schluss- und Trennungsstrich zu vermeintlich alten nationalistischen Bestrebungen zu ziehen. Man stellt sich als „neu“, als evolutionären Schritt nach vorn dar und umrahmt das ganze popkulturell.
Neu ist: man greift, mangels eigener Medienmacht, die Begriffe und Realitäten der vorgefundenen Gesellschaft eins zu eins auf und argumentiert damit. So vermeidet man den Kampf gegen gesellschaftspolitische Windmühlen. Aus Ihrer Sicht verbrannte und negativ besetzte Begriffe wie „national“ oder „Volk“ werden vermieden und durch die Suche und Bewahrung der „Identität“ ersetzt.
Chauvinismus und Rassismus erklärt man eine klare Absage und will sich so für gutmenschliche Angriffe unempfindlich machen, was nur mäßig gelingt. Dabei werden zwar nur ethnopluralistische und aktuelle nationalistische Positionen aufgegriffen, die sich selbst im NPD-Parteiprogramm finden, aber wenn man die ganze Sache als absolute Neuerung und großen Wurf bezeichnet, dann fällt das weniger auf.
Nebenbei gelöst wurde ein Problem, in das sich beispielsweise die PRO-Bewegung hoffnungslos verrannt hat. Mit dem von jedem Nationalisten sofort zu unterschreibenden Grundsatztext „Weder Kippa noch Palituch“ erteilt man einer Positionierung oder Fixierung im Nahost-Konflikt oder dem leidigen Missbrauch unserer Geschichte eine klare Absage. Man will sich nicht einspannen lassen oder sich in den Konflikten anderer verrennen.
Auch die klare Absage an alle „Totalitarismen“ ist nicht neu, wird aber als Position immer wieder beteuert. So soll eine Diskussion über die berühmten zwölf Jahre, die Guido Knopp‘s Hypotheken abgezahlt haben, von Anfang an vermieden werden. Durch eine glaubhafte Verabschiedung von der allseits bekannten 90er-Jahre-Stahlhelmoptik und einer gebetsmühlenartigen Distanzierung vom Nationalsozialismus will man auch dieses Problem lösen und damit ein Abgrenzungsmerkmal zur „extremen Rechten“, wie man sie nennt, schaffen.
Ansonsten werden klassische rechte Themen bedient und man findet kaum eine Position, die man nicht sofort mittragen könnte.
Die Probleme
Nachdem man sich über andere definiert und „typisch deutsch“ abgegrenzt hat, steht man nun vor einem „typisch deutschen“ Problem. Wie soll man sich organisieren? Man wäre keine deutsche, identitätssichere Truppe, wenn man nicht einen Verein gründen würde. Dieser soll den organisatorischen Rahmen bieten, aber das Lambda und den Begriff „identitär“ nicht nutzen, um sich vor staatlicher Verfolgung und Verboten zu schützen.
Dennoch verbaut diese Organisationsform die bisher einzige Stärke einer neuen, im Netz entstandenen Bewegung. Gerade die Fixierung auf die sozialen Netzwerke und die asymmetrische Aufstellung sind für viele Suchende interessant und lädt zum „Gefällt mir“ klicken ein, denn bisher schien es so, dass jeder mitmachen kann und mit witzigen und kreativen Aktionen, abseits der ausgetretenen Wege, aktiv werden kann.
Nun sollen doch die bekannten und bestehenden Strukturen wieder her, die viel Kraft kosten, Streit produzieren und schwer zu leiten sind. Als ehemaliger JN-Chef weiß ich leider, wovon ich rede. Hier liegt auch der Grund, warum die erste Führung der ersten organisatorischen Gehversuche der Identitären Bewegung in Deutschland abgesägt wurde. Man stritt über den richtigen Weg in die Öffentlichkeit. Mit Hilfe der tonangebenden österreichischen Identitären geht man nun den beschriebenen Weg und hofft auf Erfolg.
Doch nicht nur das „Wie“ ist ein Problem, sondern auch das „Wer“ sorgt für Streit. Wenn man sich beispielsweise die identitären Gruppen bei Facebook anschaut, dann sind die Initiatoren zum großen Teil nationalistische Aktivisten, die diesen Modernisierungsschub, die inhaltliche Diskussion und die entspanntere Optik unterstützen. Das sorgt bei dem einen oder anderen für Unbehagen, da man alle Nationalisten in Bildzeitungsmanier mit kahlrasierten, idiotischen Ewiggestrigen gleichsetzt, die den ganzen Tag nur ihr NS-Fetisch ausleben. Mit der Realität – das wissen zum Glück auch viele Identitäre – hat das selbstverständlich nichts zu tun. So wurde bereits auf dem ersten Treffen Anfang Dezember in Frankfurt diskutiert, wie man mit der NPD und anderen Befreiungsnationalisten umgehen soll. Dabei geht es um mehrere Aspekte. Einerseits darum, dass man Aktivisten nicht ins gesellschaftliche Abseits drängt, weil sie offen agieren, und andererseits um das Abschleifen von Angriffspunkten für die junge Formation, denn man möchte verständlicherweise breitenwirksam attraktiv bleiben.
Nun wird gestritten, ob man, wie das französische Original, selbstbewusst auftritt und keine Zugeständnisse an die „political correctness“ (PC) macht und sich nicht abgrenzt, oder ob man den deutschen Sonderweg geht, um von Medien und Gutmenschenmafia etwas mehr in Ruhe gelassen zu werden und sich erst einmal konsolidieren kann.
Dabei vergisst man, dass man so schon in die erste PC-Falle getappt ist. Den Medien und Etablierten kann man es nie recht machen und bei einer Distanzierung von den „bösen Buben“ der Politik kann man nur verlieren. Distanzierungen signalisieren immer Schwäche und man argumentiert von Anfang an aus einer Defensivposition und ist in der Selbstbeschäftigung gefangen, anstatt Aufbau zu betreiben.
Weiterer Streitpunkt ist die Vereinigung der unterschiedlichen virtuellen Gruppen zu einer wirklichen Bewegung. Denn wer hat bei solch einem Netzphänomen eigentlich das Sagen? Derjenige, der als erstes eine Facebook-Gruppe einrichtet oder derjenige, der die Grundlagen der Franzosen verstanden hat und regional die Arbeit beginnt?
Nun sollen ein offizieller Name – die „Identitäre Bewegung Deutschland“ – ein offizieller Leiter, ein Pressesprecher und Regionalbeauftragte den Wust der zahlreichen regionalen Gruppen aufdröseln und Ordnung in die junge Bewegung bringen. All das kostet Zeit und Kraft und nimmt unglaublich viel Dynamik. Dabei müsste man jetzt eigentlich gegenüber der virtuellen Anhängerschaft „liefern“.
Man hat sich große Ziele gesetzt und will die neue Generation des Kampfes für den Erhalt unserer Kultur und unserer Werte sein. Den komplett in den Stillstand geraten Anti-68er-Block will man neu beleben und siegreich sein. Doch außer hübschen Bildchen und kopierten Texten aus Österreich fehlt es bisher an dem Wichtigsten – Aktionen.
Nicht nur das gemeinsame geistige Futter in Form von echten Diskussionen und Seminaren muss noch mit Leben erfüllt werden, sondern auch der so wichtige aktionistische Teil, der heute so attraktiv auf junge Menschen wirkt.
Fazit
Jeder Nationalist hat erkannt, dass das bloße Festsitzen in Hamburger Gittern und das brave Abwinken durch Ordnungsämter nicht sonderlich attraktiv auf junge Menschen wirken. Auch die unkontrollierbare persönliche Öffentlichkeit ist in diesen Zeiten der totalen Unfreiheit und der Verfolgung nicht immer gewollt.
So wird der Knackpunkt der Weg in die Öffentlichkeit sein. Wie können gemeinsame öffentlichkeitswirksame Aktionen durchgeführt werden und wie kontrolliert man, dass nicht jeder das Lambda-Logo nutzt um seinen Spaß damit zu haben. Beides wird durch die bundesdeutschen Realitäten äußert schwierig werden.
Gibt man die halbanonyme Arbeit auf und stellt sich deutschen Versammlungs-, Ordnungs-, und Urheberrechtsgesetzten, dann wäre es vorbei mit den bunten, poppigen Netzauftritten und dem Mythos des Neuen und Unverbrauchten. Dann muss man sich mit der öden Realität der Verfolgung, Behinderung und Repression beschäftigen, die viele Nationalisten in ihrem Idealismus ertragen, den Außenstehende nicht wirklich einschätzen können.
Den derzeitigen Eliten ist es dabei auch egal, ob man sich, in naiver Hoffnung auf eine wirkliche inhaltliche Auseinandersetzung von X oder Y distanziert. Wenn es um das Multi-Kulti-Dogma, die massenhafte Zuwanderung von Kulturfremden oder den Erhalt der nationalen Identitäten geht, dann wird von den hasserfüllten Gesinnungswächtern gnadenlos zugeschlagen. Die von vielen bundesrepublikanischen Innenpolitikern offen gelobte und propagierte Repression wird zeigen, ob es sich bei den bisherigen Aktivisten um Maulhelden oder Idealisten handelt. Wünschenswert wäre letzteres, da etwas frischer Wind und eine erzwungene Diskussion, gerade in Sachen Aktionismus, inhaltlicher Positionierung und Außendarstellung sehr willkommen ist und lokal auch bereits stattfindet, wobei ich nur zu Kontakten zwischen JN- und Identitären-Aktivisten bzw. Doppelaktivitäten sprechen kann.
Für die selbsternannte identitäre Führung, die Struktur in den Laden bringen will, heißt es jetzt „Vorlegen!“, um diesem Anspruch auch gerecht zu werden. Der erwähnte französische Grundsatz „Reden spaltet, Aktion verbindet“ muss jetzt umgesetzt werden, wenn man nicht als kurzzeitige Modeerscheinung à la Piraten wieder verschwinden will.
Interessant wäre es auf jeden Fall, wie die schwierige politische Situation in Deutschland durch eine neue Agitprop-Truppe aufgemischt wird. So oder so, es wird diskutiert, es werden Positionen hinterfragt und Aktionsformen ausgelotet. Leider muss man das schon als kleinen Erfolg bezeichnen. Wenn jetzt noch die Selbstbeschäftigung und die naiven Distanzierungen eingestellt werden und man sich nicht nur mit dem eigenen Umfeld, sondern mit dem politischen Gegner beschäftigt, dann ist vieles möglich.
Ob nun als eigenständige, starke Bewegung im großen vorpolitischen Raum, als Türöffner zu neuen Jugendbereichen oder als Durchlauferhitzer für die sich modernisierenden nationalistischen Gruppen. Alles ist besser als ein Verharren im Stillstand.
Nicht umsonst bietet sogar der DS-Verlag [ https://www.ds-verlag.de/ ] identitäre Mode an. Die Identitären sind nicht nur eine Aktionsform die man nutzen kann, wenn JN- oder NPD-Fahnen nicht passend sind, sondern auch eine Möglichkeit die gesamte nationalistische Bewegung, dessen Teil sie offenbar sind, zur Diskussion zu zwingen.
Symbolik wie die Schlacht im Jahre 732 sind seltene europäische Identitätsmerkmale, die wir alle nutzen müssen, wenn wir uns gegen die Verwalter des Verfalls der Europäischen Union zur Wehr setzen. Aus welchem europäischen Land meine Mitstreiter kommen, ist mir dabei so egal wie die Frage, ob sie nun ein Lambda, eine achteckige Schildkröte oder einen weißen Pfeil auf rotem Grund als Logo vor sich hertragen. Es geht um unsere Zukunft und unsere gemeinsame europäische und nationale Identität.
JN-BuVo