Die Falschbetrachtung der Geschichte – Ein Grundübel unserer Zeit
„Geschichte“, für die Meisten nur ein Begriff aus der Schulzeit. Viele erinnern sich, oder denken an sie als etwas Langweiliges. Eine Betrachtung von Zahlen und Fakten aus vergangenen Zeiten. Das deutsche Volk kommt hierbei meist nicht allzu gut weg.
Wer so urteilt, der urteilt richtig, zumindest wenn es nach den Herren des Systems geht. Die Gegenwart zeichnet sich in der Allgemeinheit durch ein schwieriges Verhältnis zur Vergangenheit aus. Die Masse der Menschen, allen voran mal wieder die Deutschen, wird bewusst im falschen Verständnis für ihre Geschichte erzogen. Nicht nur, dass sie gezielt möglichst trocken gelehrt wird, damit sie nur als ermüdend und uninteressant empfunden werden kann; die Lüge ist in entscheidenden Stellen auch ihr maßgebendes Element. Seine Ursache findet dies in der Tatsache, dass sich der „Staat“ auf Lügen stützt und das wahrhafte Verstehen der Geschichte die Gefahr bürgt, ein Hammer gegen den Zeitgeist zu sein.
Denken wir an Schulgeschichte, so denken wir an Zahlen, Daten, Fakten. Ein Beispiel aus der Betrachtung des 1. Weltkrieges in der Schule: Nach der Zuspitzung der Balkankrise erklärte Deutschland Russland am 1. August 1914 den Krieg. Am 3. August folgte die Kriegserklärung an Frankreich. Durch die große Kriegsbegeisterung und die rasch gelingende Mobilmachung kann das Deutsche Reich schnell ein Sechs-Millionen-Heer aufstellen. Mit dieser anfangs überlegenen Streitmacht rückt man in das neutrale Belgien ein um nach Frankreich vorzustoßen, voraufhin England auf der Seite Frankreichs in den Krieg eintritt. In Belgien kommt es zu Übergriffen auf die Bevölkerung.
Eine sehr trocken und neutral gehaltene Darstellung, nicht wahr? Was wird ihr nun der unvoreingenommene und im Thema unbewanderte Schüler entnehmen. An den Tagen, die in Kürze wieder aus dem Gedächtnis entschwunden sind, erklärte Deutschland einigen Ländern den Krieg. Das kriegslüsterne Volk war begeistert davon. Die Situation wurde ausgenutzt, um Belgien zu besetzen und England wollte ihm helfen. Beim Vormarsch wurden Zivilisten gequält.
Nun ein anderer Blick auf die Ereignisse: Als die Lage auf dem Balkan immer bedrohlicher wurde, begann Russland mit der Mobilmachung. Wilhelm II. versuchte verzweifelt den Zaren zu bremsen, um den diplomatischen Weg einschlagen zu können. Dies schlug jedoch fehl. Deutschland sah sich bedroht. Es war umringt von feindlich gesinnten Nationen, die zum Kampf rüsteten. Es blieb keine andere Wahl, als über das neutrale Belgien vorzustoßen, Frankreich zu schlagen und sich schließlich gegen Osten zu wenden, um einer Zermalmung durch die feindliche Übermacht zu entgehen. Viele erkannten die schwere Lage, in der das Reich steckte und meldeten sich in einer riesigen Welle freiwillig zum Kriegsdienst. England, das einen Krieg mit Deutschland in Zeitungen als klare Gelegenheit für einen Gewinn bezeichnete, nahm dies als Vorwand zum Kriegsbeitritt. Die Belgier setzten sich zur Wehr, wobei auch Partisanen in Zivil deutsche Soldaten überfielen. Der Haager Landkriegsverordnung gemäß ging man dagegen vor.
Was können wir hieraus für Schlüsse ziehen? Deutschland sah sich bedroht. Nachdem kriegsverhütende Maßnahmen gescheitert waren, gab es nur noch den Weg des präventiven Krieges. Belgien war dabei keine Beute, sondern die einzige Möglichkeit zur Rettung des eigenen Volkes. England war nicht der Retter der Schutzlosen, sondern Aggressor. In Belgien hatte der Deutsche Soldat Feinde vor und hinter sich, gegen die er sich zur Wehr setzte.
Eine Kette von geschichtlich bedeutsamen Ereignissen, zwei Darstellungen, zwei unterschiedliche Deutungstendenzen. Die erste so, oder ähnlich unserer Jugend gelehrt, die zweite aus eigener Beschäftigung mit dem Thema hervorgegangen.
Die heutige Geschichtsschreibung greift offensichtlich auf Mittel zurück, welche die deutsche Geschichte fälschen und einer negativen Tendenz aussetzen. Oft wird ganz einfach behauptet, was zum gewünschten Bild passt. Als Beispiel soll die angebliche Kriegsbegeisterung im August 1914 dienen. Uns wird erzählt, dass sich das deutsche und andere Völker über den Ausbruch des Krieges freuten. Die reine Faktenlage gibt dies aber nicht her. Das Gegenteil ist der Fall. Die Menschen waren schockiert. Überall ging man auf die Straße, um Friedensdemonstrationen abzuhalten. Zwar meldeten sich Viele freiwillig zum Kampfe, aus den Quellen geht jedoch hervor dass sie das taten, weil sie den Ernst der Lage, ihrer Lage erkannten. So wird etwas behauptet und geglaubt, das gar nicht stimmt. So auch mit Zahlen. Ich schrieb „…ein Sechs-Millionen-Heer aufstellen“. Hat der mit dem Thema nicht sehr bewanderte Leser das geglaubt? Bestimmt, aber warum? Zahlen wirken zunächst sehr überzeugend. Wenn jemand seine Thesen mit solchen Daten belegen kann, dann wirken sie stimmig. Zahlen wirken aber auch trocken, ungreifbar, werden einfach hingenommen und von den Meisten nicht geprüft. Die Zahl „sechs Millionen“ wird mir einfach abgekauft, obwohl ich sie aus der Luft gegriffen habe. Die wahre Zahl ist an dieser Stelle auch unerheblich, was später noch begründet wird. Gibt es Belege für die Unwahrheit eines erzeugten Bildes, so will man sie als Historiker nicht kennen, lässt sie bewusst außer Acht. Dieses Weglassen zielt auf die Verzerrung des Vorganges.
Am 1. August 1914 erklärte das Deutsche Reich Russland den Krieg. Dieser Satz gibt die Wahrheit wieder. Ohne die wahrheitsgemäße Nahebringung der Hintergründe muss dies aber einfach so wirken, als hätte Deutschland dies auch gewollt. Dies sollen nur einige beispielhafte Mittel sein, mit denen man ganz leicht ein Negativbild erzeugen kann. Es bedarf eines scharfen Auges, um die erwünschte Tendenz einer Darstellung zu durchschauen.
Man durchsetzt den Werdegang unserer Ahnen also mit Lügen und lehrt ihn derart uninteressant, dass der gemeine Schüler in der Regel nicht gewillt ist, sich weiter damit zu befassen. Dies aber verhindert eine wahrhafte und richtige Geschichtsbetrachtung.
Damit einher geht das Problem, dass einmal so Gelerntes von vielen nicht mehr losgelassen wird. Man erläutert jemandem einen wahren Sachverhalt, welcher nicht zu dem bisher suggerierten passt – und der so Belehrte sagt, er glaube nicht daran. Geschichte hat aber mit Glauben nichts zu tun, sondern mit reinem Wissen, reiner Wahrheit. Das soll nicht heißen, dass ihre Darstellung nur auf kalten Fakten beruhen soll. Aber stets muss man von ihr Berichtendes beweisen können. Alles andere sind nur Märchen.
Auch bedeutend für die Falschbetrachtung der Geschichte ist die für Viele geltende These, die Geschichte wiederhole sich. Diese Annahme setzt voraus, dass alle Menschen gleich seien. Dass dieses Dogma jedoch völlig falsch ist, braucht hier nicht behandelt zu werden. Geschichte kann sich nicht wiederholen, da sie von Völkern und deren großen Persönlichkeiten bestimmt wird. Wo ist ein neues hellenisches Volk, wo ein römisches? Wo ist jemand wie Napoleon, oder ein zweiter Fridericus Rex? Diese Erscheinungen sind einzigartig und können sich nicht wiederholen. Somit kann die Historie höchstens ähnliche Wege gehen, aber nie einen gleichen.
An der Geschichte sollte weniger das „Was“ und „Wann“, sondern vielmehr das „Warum“ und „Wie“ interessieren. Es ist weniger relevant, wer wann in einen Kampf zog; entscheidend ist, warum er das tat. Was ihn antrieb, das ist das Entscheidende. Wir sollten uns, anstatt nur die Zahl der Opfer und die Ziffern der stofflichen Verluste eines Krieges zu zählen, damit befassen, wie dieser Konflikt im inneren gewirkt hat. Hat er das Wesen eines oder mehrerer beteiligter Völker geprägt? Der Erste Weltkrieg führte in den Männern der Front zu einer gewaltigen inneren Umwälzung. Doch anstatt sich damit zu befassen berichtet man stets nur von der Statistik x-Millionen Toter und den Zahlungen an die Sieger. Aber gerade das muss Aufgabe der wahrhaften und richtigen Geschichtsschreibung sein. Nicht nur berichten – sondern ergründen! Warum die Lenker dieser „Einen Welt“ dies nicht wollen, ist klar. Solch eine richtig verstandene Deutung der Vergangenheit ist deren Plänen zuwider.
Die Triebfedern der Völker und gerade unseres Volkes ergründen, verstehen und es so ermöglichen, die alten Kräfte wieder zu wecken – Das muss die Aufgabe der Geschichtsbetrachtung und –deutung sein!
Autor: Peter Lange