Aufstand in Arabien

01. Februar 2011

Aufstand in Arabien – die Demokraten und das Vakuum

Die Demokraten und das Vakuum

Turbulent gestalten sich die Dinge derzeit in der arabischen Welt. Über Jahrzehnte gefestigte Regime wanken unter den Protesten der wütenden Volksmassen. Viele Jahre haben sie hilflos, tatenlos und mutlos dabei zugeschaut, wie die Mächtigen sich mit Israel arrangierten und sich den Westen zum guten Freund machten, während da die eigenen Verwandten in Hunger und Elend gehalten wurden und es dort nur um Erdöl oder Tourismus ging.

Dem grenzenlosen Reichtum der Herrschenden stehen nun wütende Millionenheere von Einwohnern gegenüber, die an den Vorzügen der Westorientierung häufig schon deshalb scheiterten, weil ihr Staat ihnen noch nicht einmal das Lesen und Schreiben hat beibringen lassen. So werfen sie die Steine, zünden sie die Hotels und Autos an, ignorieren sie jede Ausgangssperre. Zu lange haben sie den Herrschaftsapparat erduldet. Was nun kommen soll – keiner weiß es. Aber jeder weiß: Es muss sich praktisch alles ändern, was in den letzten Jahrzehnten „Politik“ zu heißen vorgab.

Verzweifelt klammern sich die Herrschenden an ihre Regierungssessel, gestehen den Demonstranten Reformen zu, bilden neue Regierungen, versprechen Trendwenden, wenn doch nur endlich jeder die Straßen verließe und wieder an seine Arbeit ginge. Doch die Wütenden sind es Leid. Das Geschwätz von Veränderung und die Resultate, sobald man sich darauf eingelassen hat. Gab es nicht Wahlen? Und haben sie nicht stets gewählt, was Veränderungen in Aussicht stellte? Ja, und selbst, wenn es am Ende nur noch das geringere Übel war, das es zu wählen galt, da jede Opposition bereits verboten und im Exil gestrandet war. Die Worte derer glauben, die ihr Wort so oft gebrochen haben? Niemals!

Hierzulande erklärt das staatliche Fernsehprogramm der Demokraten, warum die Menschen in Tunesien, Ägypten, Algerien, im Libanon und in vielen weiteren Regionen der arabischen Welt erzürnt seien. Man könne dort faktisch die Machtverhältnisse nicht beeinflussen, es handle sich um bloße Scheindemokratien. Der Westen, der dies lange Jahre mit angesehen hat, habe nun die Aufgabe, durch wirtschaftliche und finanzielle Hilfen zu verhindern, dass durch die Proteste ein „Machtvakuum“ entstehe, welches „Fundamentalisten“ für ihre Zwecke „missbrauchen“ könnten. Schon warnt die Tagesschau vor der Rückkehr bisher im Exil lebender Islamistenführer nach Tunesien und Ägypten, bedauert die Sorgen Israels und beschwört eine echte Demokratisierung der islamischen Welt, der es endlich Vorschub zu leisten gelte.

Doch während man tausenden Arabern in ihren wochenlangen Protesten anerkennend politischen Gestaltungswillen bescheinigt, glaubt man offenbar, den zivilisierten Deutschen jeden noch so zum Himmel stinkenden Käse auftischen zu können, solange er nur hübsch verpackt durch alle erdenklichen Medien transportiert wird. Denn waren es nicht bereits demokratisch gewählte Machthaber, die nun dem Volkszorn ausgesetzt sind? Mubarak wurde mit einer satten Wahlbeteiligung von 23 Prozent der Ägypter erst im Jahre 2005 mit über 80 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt. Auch der inzwischen per Haftbefehl gesuchte tunesische Präsident Ben Ali wurde zuletzt im Oktober 2009 mit fast 90 Prozent der Stimmen wiedergewählt.

Verantwortungsbewussten freien Medien müsste es ein Genuss sein, die Zustände in der arabischen Welt mit denen hierzulande zu vergleichen, um danach zu fragen, wie lange denn die wütenden Volksmassen in Deutschlands Städten noch auf sich warten lassen. Um festzustellen, dass auch bei uns nur zu Wahlen antreten darf, wer von den Herrschenden nicht vorher als verfassungsfeindlich verboten wurde. Dass auch bei uns die Wahlbeteiligungen sinken und die Politkaste über Jahrzehnte identisch bleibt – nur mit der perfiden Verschleierung der Machtverhältnisse, die nicht eine Regierungspartei, sondern mehrere, sich turnusmäßig abwechselnde Regierungsparteien bewirken.

Wenn diese Medien aber nun fordern, man solle in den arabischen Staaten das Entstehen echter Demokratien unterstützen, dann offenbaren sie damit, dass sie unfähig sind, die politische Lage in Deutschland so treffsicher zu analysieren, wie es abertausende arabische Analphabeten in ihren Staaten konnten. Schlimmer noch – sie geben vor, den Mut und die Leistungen der Aufständischen anzuerkennen, wollen ihnen aber als Dank für ihre Mühen das gleiche volksfeindliche Politmodell überstülpen, das jedem objektiven und ehrlichen Betrachter schon hierzulande nur noch Tränen ins Gesicht treibt – vor Lachen oder vor Weinen.

Doch eines ist beruhigend und unterscheidet die Ausgangslagen in der arabischen Welt und in der „westlichen Wertegemeinschaft“ grundlegend: Während die wütenden Volksmassen dort erkannt zu haben scheinen, was des Übels Wurzel ist, versuchen die Demokraten und ihre medialen Hilfswilligen, ein „entstehendes Machtvakuum“ mit den Inhalten zu füllen, an die sie hierzulande noch zu glauben vorgeben. Wer aber einen leeren Raum mit gähnender Leere befüllt, der wird dadurch nicht verhindern, dass andere den Raum mit Gehaltvollerem überfluten.

 

Quelle: www.spreelichter.info

Junge Nationalisten - Postfach 8116 - 38131 Braunschweig    |    Impressum    |    Datenschutz