Aufruf – JN Kampagne

27. Februar 2010

Untragbar erscheint uns der schon seit langem anhaltende Gedanke, dass deutsche Jugendliche die unsere Klassenkameraden, unsere Lehrlingskollegen, unsere Freunde sein könnten, in einem fremden Land am fernen Hindukusch für unehrbare Interessen ihr Leben riskieren oder schlimmstenfalls sogar opfern. Nunmehr scheint es an der Zeit – nach immer neuen Mandatsverlängerungen und Kontingentaufstockungen, immer neuen blutigen Vorfällen und nichts bringenden Diskussionen – uns mit dem Anliegen „Bundeswehr – Raus aus Afghanistan“ direkt an euch zu wenden.

Was ist es, das euch in die Uniform der wirklichen Kriegstreiber und damit in die Feuerhagel fremder, für euch so unnahbarer Menschen dieser Kultur treibt? Ist es die jugendliche Sehnsucht nach Gefahr und Abenteuer? Ist es das in den Augen vieler leicht verdiente Geld was euch – ganz im Sinne der BRD-Konsumgesellschaft – nötigt euer Leben aufˋs Spiel zu setzen um euch schnöde Vorstellungen erfüllen zu können? Ist es ein Weg aus der Aussichtslosigkeit zwischen überbetrieblicher Ausbildung, schlecht bezahlter oft perspektivloser Arbeit oder dem drohenden Gang zum Arbeitsamt?

 

Willst du sterben, Klassenkamerad?

Seit 2002 unterstützt die deutsche Bundeswehr den ISAF-Einsatz in Afghanistan unter NATO-Führung. Momentan befinden sich über 4.500 Bundeswehrsoldaten im sowohl körperlich wie auch seelisch höchsten Herausforderungen abverlangenden Einsatz. Es ist absehbar, dass aufgrund des Drucks von US-Präsident Barack Obama die Zahl weiter nicht unerheblich erhöht wird.

Seit Beginn der Intervention sehen sich unsere Landsleute ständigen Angriffen, Terroranschlägen und anderen allgegenwärtigen Gefahren ausgeliefert. Die Mär wonach unsere Soldaten mit direkten Kriegshandlungen nichts zu tun hätten, hat sich längst als hohle Phrase entpuppt. Das monatelange Leben in streng abgeschirmten und notwendigerweise schwerbewachten Lagern nagt zudem an den Nerven. Dadurch erhöht sich die Unfallquote bei den ohnehin schon in stetiger Anspannung stattfindenden Einsätzen erheblich. Vor dem Hintergrund völliger nervlicher Überlastung gibt es sogar Suizidfälle… Seit Beginn des Einsatzes forderte dieser fast 40 Todesopfer und über 130 Verletzte auf deutscher Seite. Gerade 9 Monate (am 23.Juni 2009) ist es her, da erhielten die Angehörigen gleich dreier junger Männer die schreckliche Meldung über deren tragischen Tod. Ihr Fahrzeug vom Typ „Fuchs“ rutschte unter starkem Feindbeschuss einen tiefen Graben hinunter. Einer der Toten, der Hauptgefreite Martin Brunn aus dem anhaltinischen Nessa (bei Weißenfels) fiel dabei nur wenige Tage vor seinem 24. Geburtstag.

 

Bundeswehr = Besatzerheer?

Die Intervention fußt grob umrissen auf den vom ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush ausgerufen „Krieg gegen den Terror“ als Reaktion auf die Ereignisse am 11.September 2001. Demnach bietet der Staat Afghanistan umfangreichen paramilitärischen Verbänden eine Heimat die „dem Westen“ den Krieg erklärt hätten. Vermeindliche Terroristen die nach dem Weltbild des Westens nur das Ziel haben, blutige Terroranschläge vordergründig in den USA durchzuführen, sollen in Afghanistan ausgebildet, ausgestattet und finanziert werden. Federführend sei hier die von Osama bin Laden geführte AlQuaida aufgeführt.

Afghanistan ist geschichtlich immer in den Interessensphären der weltbeherrschenden Großmächte ein strategisch mit wichtiger demografischer Lage ausgestatteter Landstrich gewesen. Das Land ließ sich jedoch in der näheren Vergangenheit nie unter die Kontrolle etwaiger Okkupanten bringen.

Jedoch scheint auch der aktuelle Einsatz von wenig langwierigen Erfolgsaussichten gekrönt. An der vorjährigen, riesig propagierten, freiheitlich-demokratischen Wahl im Land beteiligten sich gerade 38 % der Wahlberechtigten. Stimmenfälschung, Anschläge auf Wahllokale und Korruption waren allgegenwärtig. Unterdessen steigt allein die Zahl getöteter US-Soldaten enorm. Vor diesem Hintergrund veranlasst derzeit die USA eine gewaltige Aufstockung der Truppen (zusätzlich 30.000 Soldaten) um endgültig Herr der Lage zu werden. Entgegen dieser immer wieder aufgeschobenen Erwartung, die für die nächsten Jahre die Zielstellung aller beteiligten Nationen bildet, sind immer noch ganze Landstriche nicht oder schwer durch internationale Truppen zu kontrollieren.

Ein großer Teil der afghanischen Bevölkerung lehnt nach wie vor die Besetzung systematisch ab. Ein anderer Teil sieht die negative Entwicklung für die Besatzer und arrangiert sich so mit den alten – neuen Herren. Gründe für die Ablehnung der Militärintervention sind nicht nur eine auf geschichtlichen und religiösen Grundsätzen bauende Ablehnung der „westlichen Wertegesellschaft“, sondern auch und vor allem der Kampf um den Erhalt der Freiheit und Eigenständigkeit der Afghanen.

Die Besetzung Afghanistans wird folglich neben horrenden Kosten auch noch in weiterer Zukunft vom Blut fremder Soldaten untermauert sein. Wir fordern vor diesem Hintergrund einen umgehenden Abzug der Bundeswehr um ein weiteres Blutvergießen unserer Soldaten und unserer Freunde für uns völlig fremde, nicht nachvollziehbare Interessen zu stoppen.

 

Kein deutsches Blut für fremde Interessen – Raus aus Afghanistan!

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