Afghanistan – die Drogenküche der „freien Welt“

29. Oktober 2011

Globales Opium-Monopol unter Duldung der NATO

In den Jahren 1996 bis 2001 beherrschten die islamistischen Taliban den Großteil Afghanistans. Seit dem als „Krieg gegen den Terror“ titulierten Eroberungsfeldzug der US-geführten NATO nach dem 11. September 2001 blühen in dem Land am Hindukusch nicht nur Korruption und Chaos, sondern vor allem die Opium-Felder. Mehr als 90 Prozent des weltweit sich im Umlauf befindlichen Heroins stammt inzwischen aus Afghanistan. Doch das war nicht immer so: Mittels eines religiösen Rechtsgutachtens, einer so genannten „Fatwa“, hatte der Taliban-Führer Mullah Mohammed Omar im Jahr 2000 den Opiumanbau landesweit verboten, weil er gegen die Grundsätze des Islam verstoße. Die afghanischen Opiumbauern hatten sich weitestgehend an dieses Verbot gehalten und waren auf Getreide umgestiegen. Schon nach kurzer Zeit leuchtete auf den weiten Feldern der Weizen in voller Pracht. Der Schlafmohn, aus dessen Saft das später zu Heroin weiterverarbeitete Opium gewonnen wird, war als landwirtschaftliche Nutzpflanze in kürzester Zeit nahezu komplett verschwunden.

Für den weltweiten Drogenmarkt und dessen Nutznießer hatte diese Angebotsverknappung selbstredend horrende Folgen. Nicht zuletzt Geheimdienste wie die CIA, die weite Teile des weltweiten Drogenhandels kontrolliert, erlitten empfindliche Geschäftseinbußen. Man schätzt, dass der CIA durch das Anbauverbot für Opium in Afghanistan ab dem Jahr 2000 Jahreseinnahmen von etwa 600 Milliarden US-Dollar an Schwarzgeld durch die Lappen gingen. Geld, mit dem in den Jahren zuvor beispielsweise konspirative Operationen gegen missliebige Regierungen oder anderweitige internationale Destabilisierungsmaßnahmen finanziert und unterstützt wurden.

Mit dem Einmarsch der NATO-Truppen in Afghanistan änderte sich die Situation wieder schlagartig zugunsten der Drogenbarone: Bereits 2002 war der vor dem Opium-Verbot erreichte Stand wieder hergestellt. Der Mohn blühte wieder und die Welt konnte wieder wie gehabt mit billigem Rauschgift versorgt werden. In den Folgejahren erklommen die Ernteerträge der afghanischen Opiumbauern jedes Jahr neue, nie dagewesene Höhen. Mittlerweile ist Afghanistan zum weltweiten „Quasi-Monopolisten“ für Heroin emporgestiegen. Das afghanische Bruttoinlandsprodukt generiert sich zu etwa 50% aus dem Opiumanbau. Damit darf Afghanistan wohl mit Fug und Recht als weltweit erste Opium-Monokultur bezeichnet werden.

Mit dem Mohn verdienen die afghanischen Bauern ein Vielfaches dessen, was ihnen der Verkauf von Weizen einbrächte. Doch das ist nicht der einzige Grund für den raschen Rückgriff nach dem Sturz der Taliban. Denn die Bauern wurden nach dem Einmarsch der NATO ihren Weizen gar nicht mehr los. Die „internationale Staatengemeinschaft“ sorgte im Rahmen „Zivil-Militärischer Zusammenarbeit“ dafür, dass der afghanische Markt mit günstigem Weizen aus aller Welt geradezu überschwemmt wurde, so dass es den Afghanen nunmehr unmöglich war, ihre Produkte einigermaßen gewinnbringend unters Volk zu bringen. Vielen blieb allein aufgrund dieser ökonomischen Notsituation also gar keine andere Wahl, als wieder auf den Opiumanbau zurückzugreifen.

Heute produziert Afghanistan auf einer Fläche, die mit 1300 Quadratkilometern etwa zweimal der von Hamburg entspricht, über 6000 Tonnen Opium jährlich. Damit übersteigt das zur Verfügung stehende Angebot sogar die weltweite Nachfrage nach Heroin, sorgt damit für eine Übersättigung des Marktes und im Zuge dessen für einen rapiden Preisverfall. „Rauschgift ist in Europa so billig wie noch nie“, schrieb SPIEGEL Online bereits im Jahr 2006 und führte diese Entwicklung in erster Linie auf die Situation in Afghanistan zurück.

Das weltweite Überangebot hat demnach auch für die Bewohner der hiesigen Breitengrade weitreichende Folgen. Über die so genannte Nordroute gelangt afghanisches Heroin zunächst nach Russland und von dort aus weiter nach Westeuropa. „Heroin, das in Europa auftaucht, kommt mittlerweile ausschließlich aus Afghanistan“, sagt Paul Griffiths, Mitarbeiter der Europäischen Drogenbeobachtungsstelle EBDD.
Jährlich wird auf diese Weise Russland mit etwa 30 Tonnen reinstem Heroin versorgt, von denen wiederum etwa ein Drittel ihren Weg in die mittel- und westeuropäischen Städte – und damit auch hierher nach Deutschland – finden. In Russland sprechen die Behörden angesichts von landesweit etwa fünf Millionen Drogenabhängigen  bereits von einer „Rauschgift-Apokalypse“. Jährlich sterben dort etwa 100.000 Menschen an den Folgen ihrer Drogensucht. Doch auch in Deutschland stieg die Zahl der Drogentoten seit 2008 wieder an, wenn auch auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau: 1300 Rauschgiftopfer waren im vergangenen Jahr zu verzeichnen, knapp die Hälfte davon starb an einer Überdosis Heroin.

Viktor Iwanov, Chef der russischen Drogenkontrollbehörde, bezeichnet afghanisches Heroin als das größte Übel und übt harsche Kritik an der NATO: „Europäische und amerikanische Truppen stehen in Afghanistan. Doch es gibt dort heute wesentlich mehr Schlafmohnfelder als vor dem Fall der Taliban. Das ist doch paradox!“ Noch deutlicher wird der Leiter des privaten Fonds „Stadt ohne Drogen“ in Jekaterinburg, Jewgeni Malonkin: „Die USA dulden den Schlafmohnanbau. Dadurch schaffen sie die Basis für die Drogenflut, unter der Russland leidet. Warum, das kann ich nicht genau sagen. Ich würde es ‚Heroinkrieg‘ nennen. Das ist Weltpolitik…“

Ja, das ist Weltpolitik. Weltpolitik nach dem Gusto von „Freedom and Democracy“. Das „Schweizmagazin“ schreibt hierzu vielsagend: „Seit 2001 die Koalitionstruppen in Afghanistan einzogen, ist die Aufgabe, in der weltgrößten Drogenküche die Heroinproduktion zu stoppen im Grunde in zehn Jahren nicht voran gekommen. Nicht, dass dabei überhaupt keine Schritte getan würden, aber sie sind merkwürdig: ein Schritt vorwärts, zwei rückwärts und zwei seitlich.“ Diese Nebelkerzenpolitik hat System. Man gibt einerseits vor, den Kampf gegen Drogen weltweit mit allen Mitteln und größter Konsequenz zu führen – und füllt sich gleichzeitig die eigenen Taschen mit dem Rauschgifthandel. In Afghanistan bewachen deutsche und US-Soldaten die Felder der Opiumbauern, anstatt sie zu zerstören. Im Umkehrschluss heißt dies: Deutsche Soldaten sterben am Hindukusch, damit Europa weiterhin mit billigem Heroin überflutet werden kann. Jeglicher Kampf gegen die tödliche Drogensucht wird so zwangsläufig zur Spiegelfechterei. Solange die Quelle sprudelt, wird es unmöglich sein, den Strom aufzuhalten. Und die CIA verdient kräftig mit in diesem perfiden Spiel. Schöne, neue Welt…

 

Autor: Fritz Kempf

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