Unser ehemaliger Bundeschef Michael hat eine Debatte über den Umgang mit der im letzten Jahr in Deutschland aufgekommenen Identitären Bewegung (Siehe: https://identitaere-bewegung.de/) angefangen (Siehe: https://www.aktion-widerstand.de/index.php/deutschland/38-aktuelles/1973-jn-kontrovers-identitaere-generation-in-deutschland-positionen-struktur-und-moeglichkeiten). Dazu einige Gedanken eines JN-Aktivisten, der seit Jahren auf einen – wie Michael es nennt – „evolutionären Schritt“ nach vorne hofft.
2013 sollte für uns ein Jahr der Veränderungen sein. Die rechte Bildungseinrichtung Institut für Staatspolitik (Siehe: https://www.staatspolitik.de/index.php ) richtet ihr nächstes Berliner Kolleg im April thematisch nicht umsonst unter dem Titel „1813-1913-2013“ aus. Auch Götz Kubitschek beschreibt in der aktuellen Printausgabe der Zeitschrift Sezession, das angefangene Jahr in bester Tradition zu 1813 als das Volk den siegreichen Kampf gegen Napoleon einläutete und zu 1913 als die deutsche Jugend sich beim hundertjährigen Jubiläum der Völkerschlacht erneut auf eine große Auseinandersetzung mental rüstete.
Ein solcher Dreiklang zu unserem hier und jetzt ist zwar keine Zwangsläufigkeit, aber es besteht ein bisher ungeahntes und vor allem ungenutztes, aufrührerisches Potential in unserem Land. Dies beschreibt aktuell auch der Neuköllner Oberbürgermeister Heinz Buschkowsky in seinem Buch. Ein Auszug illustriert dieses Potential:
„Aber inzwischen besteht unter Fachleuten Einigkeit, dass sich in der bio-deutschen Jugend (sic, d. Verf.) Veränderungen vollziehen. Vermehrt sind Stimmen zu vernehmen, sich nicht mehr alles gefallen zu lassen. Die treibenden Kräfte im Hintergrund sind junge Frauen. […] Bei Diskussionen mit Schülern zwischen 15 und 20 Jahren registriere ich immer häufiger eine Trotzhaltung.“ (Siehe: Heinz Buschkowsky: Neukölln ist überall, S.236f.)
Als SPD-Mitglied und noch nicht vollends resignierter Integrationsbefürworter fällt es Buschkowsky natürlich nicht ein, diese eigentlich ganz normale Entwicklung im Interesse des eigenen Volkes zu stützen oder wenigstens konsequent zu Ende zu denken. Stattdessen bezeichnet er den Vorgang als einen „Irrweg“, da die Deutschen ganz einfach zu schlecht organisiert und zu wenige in der Masse wären. Dieser Eindruck der körperlichen Konstitution vieler junger Deutscher ist ohne Frage zutreffend. Daraus jedoch den Rat zur Defensive zu geben und immer noch die Hoffnung auf ein Wunder des friedlichen Miteinanders im zunehmend abgebrannten Multikulti-Einheitsbrei Land namens Bundesrepublik zu schüren, ist im Grunde nur ein Zeichen der Feigheit. Hier anzusetzen und etwas anzubieten kann nur die Aufgabe der politisch organsierten deutschen Jugend (Junge Nationaldemokraten und oder Identitäre Bewegung) sein.
„Dem Deutschen Volke“ steht noch immer auf dem Berliner Reichstag. Damit wir diesem wahren Aufruf wieder folgen können, muss die eben beschriebene Entwicklung, hin zu einer stärker werdenden Trotzhaltung der deutschen Jungen und Mädels, einen neuen Fokus auf unsere eigene politische Agenda nach sich ziehen. Mit Fokus ist die bessere Konzentration von Inhalt und Erscheinungsbild auf die wesentliche politische Realität des eigenen Landes und Europa gemeint. Dazu sollten wir Spiegel des eigenen Volkes, unseres geistigen und europäischen Erbes und der modernen Propaganda sein. Notwendig ist eine ständige Anpassung an politische Problemlagen, ein Gespür für die richtige Dosis Geschichte (Siehe: https://www.der-funke.info/?p=460) und das Kleinhalten von unnötigen Skurrilitäten, sei es optischer oder sozialer Natur.
Demgegenüber stehen nun verschiedene Gruppen wie die JN, freie Nationalisten, Nationalsozialisten, Nationalrevolutionäre, Nationalkonservative, Rechtspopulisten, rechte Hooligans, German Defense League, rechte Burschenschaften oder eine eben neue selbsternannte Identitäre Bewegung, die versuchen einem solchen Anspruch gerecht zu werden. Schnittmengen zwischen einzelnen Ansätzen und Labels sind keine besondere Erkenntnis. Sie sind neben anderen Aspekten durch eigene Sozialisation, regionales Angebot und geistige Fähigkeit begründet. Der Einfachheit halber betrachte ich im Folgenden in einigen Punkten nur das Verhältnis von Jungen Nationaldemokraten und Identitärer Bewegung.
Die Abgrenzung zwischen beiden Gruppen ist nach außen hin vor allem von der Identitären Bewegung erfolgt. Michael erwähnt in seinem Artikel jedoch richtigerweise die lokale, interne Realität, wo Kontakte durchaus in einem diskussionsfreundlichen Klima existent sind. Dieser Austausch im konstruktiven Klima beweist dem Autor, dass ein gleicher Ursprung und damit inhaltliche Nähe vorhanden ist. So existieren durchaus gemeinsame geistige Wurzeln und Ideengeber für beide Gruppen. Alain de Benoist (französischer Philosoph und Theoretiker) ist dafür ein Beispiel. Dieser fleißige Publizist und Denker dekonstruierte den Imperialismus der Menschenrechte und hat in früheren Jahren den Begriff der „Identität“ in den politischen Diskurs miteingeführt. Die Person zeigt, dass keine unnötigen Abgrenzungen ständig erforderlich sind, sondern die jeweiligen Wege sich durchaus ergänzen können. De Benoist etwa gab der von den Jungen Nationaldemokraten mitaufgebauten Theoriezeitschrift Hier & Jetzt (Siehe: https://www.hier-und-jetzt-magazin.de/) ein längeres Interview (Ausgabe 15) und ließ schon Aufsätze von sich in ebendieser neu abdrucken (Ausgabe 18). Auch hat das die Zeitschrift herausgebende Bildungswerk für Heimat und nationale Identität erst im Sommer 2012 eine Veranstaltung durchgeführt, die den bezeichnenden Titel „Identität“ aufführte. Das bedeutet zwar noch lange keine allgemeine Übereinstimmung von Inhalt und Strategie, sollte jedoch den äußerst markanten Punkt verdeutlichen, dass der Feind ganz woanders steht. Über den Begriff der Identität, der also schon länger im Diskurs der JN und anderer nationaler Kräfte gewesen ist, könnte unter Umständen denn auch eine neue Feindbestimmung verwirklicht werden. Die politischen Gegner sind demnach in bester Tradition zu Carl Schmitt und seinem Begriff des Politischen die Kräfte und Personen, die so handeln, dass sie jegliche nationale und europäische Identität geistig zu dekonstruieren wollen und durch ihre aktive Politik in Folge dessen abzuschaffen versuchen.
Die Jungen Nationaldemokraten haben und hatten immer den Anspruch die Organisation der deutschen, also heute nationalen Jugend zu sein. Genau wie in der NPD gibt es verschiedene Strömungen und politiktheoretische Ansätze. Der Autor selber fühlt sich zum Beispiel einem nationalrevolutionären Ansatz von Jürgen Schwab und der Sache des Volkes (Siehe: https://sachedesvolkes.wordpress.com/2010/03/31/grundsatzerklarung-der-sache-des-volkes-sdv/) näherstehend. Eine oberflächliche von etablierter Presse und Teilen der identitären Bewegung vorgetragene Begrenzung der Jungen Nationaldemokraten auf NS-Nostalgiker oder völkische Idealisten ist haltlos. Richtig ist, dass das Drei-Säulen Konzept (Bildung-Aktivismus-Gemeinschaft) unserer Organisation einem breiten Spektrum, somit etwa auch den Völkischen, die Beteiligung ermöglicht. Denn gerade durch die Bildungs- und Schulungsarbeit ist es das Ziel eine gemeinsame theoretische Grundlage für eine schlagkräftige Organisation zu schaffen. Nur dadurch kann langfristig eine ausstrahlende Wirkung erzielt werden, die ernsthaft eine Alternative zu dem derzeitigen Irrweg der etablierten Politik anbietet. Dieser Grundlagenarbeit zum Ausbau einer politischen Persönlichkeit scheinen die identitären Aktivisten konzeptuell zunächst zu entsagen.
Die Identitäre Bewegung macht es sich derzeit viel einfacher. Anstatt eine tiefergehende theoretische Arbeit vorzunehmen, wird bisher fast ausschließlich auf kleinere Grundpositionen (u.a. Demokratiebejahung, kein Rassismus, Europagedanke, Absage außereuropäischer Konfliktlagen), moderne Symbolik und soziale Netzwerke gesetzt. Dadurch kann dauerhaft jedoch weder eine nachhaltige Konsolidierung erreicht werden, noch wird so eine wirkliche intellektuelle Fundierung des eigenen Wollens vorbereitet. Beides erfolgt nur mit ernster Schulung und Bewährung im Leben. Dies ist mühsam und vor allem anstrengend, erfordert also Disziplin sowie didaktische Fähigkeiten. Wir Jungen Nationaldemokraten können da sicherlich ein Lied von singen, haben aber konzeptuell und personell durchaus eine gewisse Infrastruktur entwickelt, wie der Nationale Bildungskreis (NBK), die wachsende Anzahl von Studenten sowie durchgeführte Bildungsveranstaltungen beweisen.
Die Gefahr der Identitären Bewegung liegt des Weiteren im zu schnellen Anwachsen. Hierdurch werden zwangsläufig Aufnahmen von Personen erfolgen, die sowohl einem feigen, systemaffinen Anpassungs- und Abgrenzungsfetisch erliegen als auch zum anderen sozial gescheiterte und unfähige selbsternannte Vertreter der Sache eine Plattform geben. Beide Personengruppen können nur durch ein nachhaltiges Wachsen einer von oben geregelten Struktur erfolgreich verhindert werden. Der schon genannte Rechtsintellektuelle Götz Kubitschek hat in diesem Kontext bereits eine Warnung aufgesetzt: „Inhaltliche und formale Richtlinien festlegen, die für jeden Teilnehmer an einer Veranstaltung oder Aktion zwingend verpflichtend sind (hinein bis in Fragen der Kleidung, der Symbolik usf.).“ (Siehe: https://www.sezession.de/34651/beim-bloc-identitaire-in-orange-masnahmen.html/2)
Abschließend ist als Fazit dieser kleinen Betrachtung festzuhalten, dass die Jungen Nationaldemokraten und die Identitäre Bewegung mehr gemeinhaben als es derzeit wahrgenommen wird, es aber auch trennende Momente gibt. Verbindend ist der Begriff der Identität an sich, da dieser nicht von der Identitären Bewegung erfunden, jedoch zum ersten Mal schlagkräftig mit neuem Wind ins Feld geführt wird. Trennend ist zuallererst der betriebene Abgrenzungswahn seitens einiger Teile aus dem Spektrum der Identitären. Aber auch aus dem Umfeld der Jungen Nationaldemokraten und ihrem politischen Gravitationsfeld (dem gesamten nationalen Spektrum) werden schnell Stimmen laut, die dazu aufrufen, sich nicht auf solche Wege einzulassen, da diese zu angepasst wären und unsere richtigen Inhalte verwässern würden. Der Text will beiden Seiten eine Absage erteilen und dazu aufrufen vernünftig voranzugehen. Eine wirkliche Vereinigung beider Gruppierungen erscheint derzeit die reinste Utopie; sie würde auch die jeweiligen Konzepte eher verwässern und weniger schlagkräftig erscheinen lassen. Möglich muss aber sein, dass beide Gruppen es schaffen sich so aufzustellen, dass ein Kräfte zehrender Kampf um Köpfe und Struktur vermieden wird. Die richtige Feindbestimmung sollte dazu das Instrument sein, die skizzierten Gefahren zu unterlaufen und gemeinsam zu schlagen, ohne den jeweils eigenen Weg zu gefährden. Einer wirklich breiten, nach ihren deutschen und damit identitären Wurzeln suchenden Jugend-Bewegung könnte das Jahr 2013 so ein wunderbarer Aufbruch beschert werden. Ganz unabhängig von Organisationsform und eigener Symbolik wird sich schnell der politische Gegner umsehen müssen, weil eine Generation politischer Aktivisten an vielen Stellen den antideutschen Staub von der Straße fegt!
Fragen und Diskussionsanregungen an den Autor unter der Adresse: artikel@aktion-widerstand.de
Malte Hansen