Exportorientierung als Sackgasse
In den letzten Jahrzehnten hat sich herausgestellt, dass die ökonomische Debatte aufgrund der grundlegend falschen Wirtschaftsordnung des Kapitalismus immer mehr zum zentralen Punkt mitteleuropäischer Politdiskussion wird. Auch die nationale Fundamentalopposition hat, besonders in der Jugendarbeit, mit einer klar antikapitalistischen und antiglobalisierten Wertepolitik exakte Maßstäbe für eine klare Konfrontationslinie zur derzeitigen Untergangspolitik gesetzt. Dass die praktizierte Wirtschaftsorientierung in Südeuropa bereits zu einer handfesten Banken-und Schuldenkrise führte, ganze Volkswirtschaften handlungsunfähig sind (bzw. auf dem unumkehrbaren Weg dorthin), scheint dennoch keinen „Notbremsencharakter“ in der Bundesrepublik auszulösen.
Mangelndes Vorstellungsvermögen des deutschen Michels, was passiert, wenn Selbstverständlichkeiten wie die Medizinversorgung (Griechenland) oder ein Arbeitsplatz für einen Hochschulabsolventen (Spanien) wegbrechen, führt dazu, dass nationale Politik als „einsamer Rufer im Walde“ kaum bis wenig wahrgenommen wird.
Besonders in den strukturstarken Regionen in Süddeutschland profitieren ganze Regionen von Industriegiganten und Weltunternehmen, die trotz des „Damoklesschwerts“ über der deutschen Wirtschaft situativ noch Gewinne einfahren. Umso wichtiger ist es für die nationale Jugend, Symptome des ökonomischen Zerfalls dieser Republik zu erkennen und zu publizieren.
Ein Gigant der deutschen Exportwirtschaft ist die Automobilbranche. Durch die fatale Exportorientierung dieser Unternehmen hängen ganze Regionen am Tropf von Fremdwährungsrisiken und fremden Volkswirtschaften. Umso interessanter ist daher die neulich veröffentlichte Prognose deutscher Branchenexperten, die mehrere „schwierige Jahre“ für den Automarkt vorhersagt – oder im Klartext: Die Schuldenkrise trifft den Automarkt.
So droht die Schuldenkrise den Automarkt in eine tiefe Rezession zu stürzen. Für das kommende Jahr werden nur 11,9 Millionen abgesetzte PKWs prognostiziert, so wenig wie seit 20 Jahren nicht. Im Vergleich dazu stehen die 14,8 Millionen aus dem Jahr 2000 als Sinnbild für den schleichenden Einsturz der Wohlstandswirtschaft.
Es überrascht nicht, dass neben den gedrückten Wachstumserwartungen die steigende Arbeitslosigkeit zu Zurückhaltung bei den Käufern führt. Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer sagt dazu: „Die Krise ist nicht vorbei, sie ist am Beginn“. Es ist daher der reine Wahnsinn auf ein Ende der Krise 2015 zu spekulieren, wie es die etablierte Politik Glauben machen will. Sondern es ist eher damit zu rechnen, dass Europas Wirtschaft weiter in drastische Schieflagen schlittert.
Zwar findet die Argumentation von Kapitalismusbefürwortern, dass die deutsche Ökonomie doch „von ihrer Exportorientierung lebe“ derzeit noch leichten Rückhalt: Wurde das BIP der Republik 2011 auf 2,6 Billionen Euro datiert, lassen 1,060 Milliarden Euro Exporterlös auf eine funktierende Exportwirtschaft schließen und führen zu einer positiven Handelsbilanz. Nimmt man aber das gängige Pro-Kopf-Einkommen als Wohlstandsindikator (2011 ca. 31.500 € pro Kopf), sieht man hier in Bälde einem Einbruch entgegen. Sinkende Löhne, zunehmende Zeit-, bzw. Leiharbeit, Lohndumping durch Zuwanderungsgesetze und die Entwicklung fremder Volkswirtschaften – man sieht schnell, dass sich die Exportorientierung einer Wirtschaft auf Dauer als Sackgasse herausstellen wird.
Auch für die Exportwirtschaft insgesamt brechen deshalb unruhige Zeiten an. Vor allem die Nachfrage aus dem Euroraum ließ im letzten Monat stark nach.So haben sich die Aussichten für die deutsche Wirtschaft im Exportsektor „merklich eingetrübt“, so Commerzbankexpertin Ulrike Rondorf. Bei einer weitergehend negativen Entwicklung der deutschen Ökonomie dürfte ebenso problematisch werden, dass rund 70% der deutschen Arbeitnehmer im sogenannten tertiären Sektor beschäftigt sind, der vom Wohlstand einer Nation abhängt.
Es ist deutlich an der Zeit, dass sich die Mehrheit der Deutschen nicht weiter als Melkkuh für die Profiteure dieses Fehlwegs ausnutzen lässt, sondern die Indizien für eine kommende Katastrophe erkennt. Im Mittelpunkt der Öffentlichkeitsarbeit der JN in Baden-Württemberg steht daher, die Jugend darauf hinzuweisen, dass Alternativen zum Kapitalismus und seinen Auswucherungen in einer raumorientierten Volkswirtschaft zu finden sind. Deutschland ist nicht nur ein Wirtschaftsraum, sondern die Lebensgrundlage eines Volkes. Nur wenn der Mensch als Kulturwesen wirkt, die Umwelt, Tradition und Werte einer biologischen Gemeinschaft geachtet werden, kann ein Land produktiv für sich wirtschaften.
Es gilt gerade in unserer Zeit, dass die Wirtschaft dem Volke zu dienen hat und nicht der Mensch dem Kapital!
Autor: Martin Krämer