Auf den Spuren vergangener Tage in Stuttgart
Wir schreiben den dritten Tag des neuen Jahres. Langsam erwacht das Licht zu neuer Kraft, doch noch ist es rauh und kalt in der Natur. Es ist bereits Nacht. Auch wenn ich das in diesen dunklen Tagen kaum zu unterscheiden vermag, als ich mich mit den „alten“ Kameraden aufs Neue an einem kleinen Rastplatz treffe.
Heute ist aber alles etwas anders als sonst, denn unser gemeinsamer Weg an diesem Tag wird uns an einen verborgenen Ort einer sonst so leuchtenden Großstadt führen. Als wir an unserem ersten Ziel angekommen sind, steigt die Spannung und vor allem die Neugier immer mehr. Wir befinden uns an einem Waldstück, welches direkt an den Häusern der Stadt Stuttgart grenzt. Es ist stockfinster und wir suchen, etwas abseits vom Wegesrand, Reste einer vergangenen Zeit.
Plötzlich macht sich einer der Kameraden bemerkbar und ruft uns leise zu sich. Er hat etwas gefunden! Zugewachsene Betonblöcke eines alten Schutzbunkers. An dieser Stelle war einst der Zugang, aber vergeblich suchen wir nach einem Weg ins Innere, denn dieser Eingang wurde bereits vor Jahren gesprengt. Unser Führer aber kennt einen weiteren Zugang, der versteckt, einige Meter entfernt liegt. Er zeigt uns ein kleines Erdloch, kaum größer als der Körperumfang eines Menschen. Neugierig wie wir sind, schlüpfen wir durch das Loch und finden uns in den Gängen eines 200 Quadratmeter großen Schutzbunkers wieder. Auch wenn uns bewusst ist, dass bereits viele Andere vor uns den Bunker betreten haben, fühlen wir uns doch ein wenig wie Abenteurer, die einen Einblick in ein Zeugnis vergangener Tage erhalten. Wir versuchen stets zusammenzubleiben, denn nur allzu schnell kann man sich in den dunklen Gängen verlaufen. Aber auf unseren Führer ist Verlass. Er geleitet uns zielsicher wieder nach draußen.
Auf dem Weg zu unserem zweiten Ziel erzählt er uns, dass in Stuttgart und Umgebung um die 700 Bunker versteckt liegen. Davon seien heute noch viele unbekannt, da durch den Brand des Stuttgarter Stadtarchivs im Jahr 1944 viele Unterlagen verloren gingen. Angekommen an unserem nächsten Ziel, wartet dieses Mal ein 2.000 Quadratmeter großer Bunker direkt in der Innenstadt auf uns. Es sind unzählige Durchgänge, die wir passieren und einer sieht aus wie der andere.
Ein kurzer Blick aufs Telefon reicht mir um zu begreifen, dass wir ohne Taschenlampen und ohne einen Bunkerführer dort nicht mehr so schnell den Ausgang finden würden. Aber da wir beides haben, können wir weiter lachen und in Ruhe uns alte „Raritäten“ aus vergangenen Tagen ansehen. Nach etwa einer halben Stunde sind wir wieder draußen und ich vermag auch zu behaupten, dass jeder trotz Neugier etwas froh war, wieder den freien Himmel über sich zu haben.
Eine spannende Nacht geht zu Ende und ein interessanter Start ins Neue Jahr kann beginnen.
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JN Baden-Württemberg