Edelweißmarsch: Rückblick und Vorschau, Teil 1
Wenn man von Wandern spricht, dann gibt es immer den einen oder anderen der denkt: „Mhm wandern, laufen, schwitzen, nee ich lauf doch net da hoch“. Aber wenn ich an Wandern denke, dann denke ich an Freiheit. Mein erstes großes Wanderabenteuer hatte ich vor etwa drei Jahren. Mein Opa sagte immer: „Ach bin ich kaputt, ich fühle mich, als wäre ich auf dem Watzmann gewesen“. Früher lachten wir immer weil wir nicht wussten was das ist, aber vor drei Jahren war ich neugierig und machte mich auf den Weg ins schöne Berchtesgadener Land – und rauf auf den Watzmann!
Wenn man als Stadtmensch in eine so herrliche Berglandschaft kommt, dann ist das, als würde man nach zehn Jahren Gefangenschaft das erste mal wieder den freien Himmel sehen. Ja, ein Gefangener der aus seiner Großstadt Freigang erhält. Drei Tage lang wanderten wir durch die Natur, begegneten meist mehr Tier als Mensch und überwanden die eine oder andere Schwierigkeit. In den Bergen sieht man, wie klein der Mensch nur ist, aber welch große Ziele er erreichen kann. Denn das erste Mal auf 2.500 Metern zu stehen, das ist ein Gefühl, das sich nur schwer ausdrücken lässt. In diesem Moment fühlt man sich unendlich frei, denn nichts ist da, was einen bedrücken könnte.
Meine Leidenschaft zum Wandern gipfelte in meinem ersten Edelweißmarsch der JN. Was wünscht man sich mehr, als wenn man eine atemberaubende Landschaft vor sich hat, die man auch noch mit guten Kameraden teilen kann! So lange so aufgeregt vor so einem Abenteuer war ich lange nicht mehr gewesen. Fünf Tage lang sollte es über 2.000 Metern in die Zillertaler Alpen gehen. Allein schon die Anreise zu unserer ersten Hütte im Tal war ein Erlebnis. Am frühen Morgen, als ich die ersten Schritte tat, konnte ich es schon spüren. Der ganze Stress aus dem Alltag fiel ab. Die ganzen Sorgen, die einen so plagten, verschwanden mit jedem weiteren Schritt. Der Stadtlärm und die Betonlandschaft, welche man sonst jeden Tag vor sich hat, verwandelten sich in eine herrliche Berglandschaft mit Flüssen, Seen, Gletschern, Schluchten, Wiesen und Wasserfällen. Es schien, als sei die Zeit stehengeblieben, die einem für gewöhnlich durch die die Finger gleitet, als wäre sie Sand.
Das Schöne am Wandern ist auch, dass man sich kleine Ziele setzt, die man auch tatsächlich erreichen kann. Und dabei auch weiß, dass immer eine helfende Hand des Kameraden da ist. Ein Ziel, welches wir alle gemeinsam erreichen können, wenn wir nur zusammenhalten – und das nicht nur beim Wandern. Ob Regen, Wind, Sturm, Nebel, Hitze oder sogar Schnee im Hochsommer. All das bekamen wir innerhalb von wenigen Tagen zu spüren und das war einfach nur herrlich.
Ja, Wandern ist auch anstrengend, aber irgendwie vergisst man das immer wieder, wenn man mit solch schönen Aussichten belohnt wird. Und wenn man mal auf der Berghütte angekommen ist, dann fängt der Spaß erst so richtig an. Mit Gitarre in der Hand und einem Lied auf den Lippen haben wir so manche Hütte ins Schwanken gebracht und den einen oder anderen umerzogenen Genossen verjagt. An einem Abend ließ der Hüttenwirt die Querulanten rauswerfen und wir durften sogar noch nach der „Hüttenruhe“ sitzen bleiben. Denn selten sieht man noch solch glatte Burschen stolz die Berge durchqueren. Unser höchster Punkt der Wanderung lag bei über 3.000 Höhenmetern. Das Gefühl, das ich einst auf dem Watzmann spürte, verdoppelte sich mit dieser persönlich gesteigerten Leistung. Aber es war auch ein Gefühl von Respekt vor diesen Höhen in mir.
Fortsetzung folgt …
Wenn auch Du ein solches Abenteuer erleben möchtest, dann freue Dich auf den diesjährigen Edelweißmarsch in der Zeit vom 1. bis 5. September 2012 und melde Dich am besten heute schon an unter: marsch@aktion-widerstand.de
Autor: Paul Rudolph