JN-Stützpunkte Bodensee und Konstanz feiern gemeinsam die Wintersonnenwende
Behutsam und vorsichtig bahnen die Füße sich ihren Weg durch die Dunkelheit hinauf auf die Anhöhe. Unter den Fußsohlen der Winterschuhe knirscht der Schnee, eine Steife Brise legt sich über das Gesicht, als wir am Gipfel des Hügels unser Ziel erblicken. Es ist Winter in Deutschland. Doch es ist ein besonderer Winterabend, der uns heute hinausgeführt hat aus unseren gut beheizten Stuben und hinein in die Natur, in die unwirtliche Kälte einer schneegezuckerten Landschaft. Hier, hoch oben über dem Bodensee, die vielen hellen Lichter im stockdunklen Tal bestaunend, haben sich etwa 25 junge Menschen versammelt, um gemeinsam einen uralten germanisch-deutschen Brauch zu zelebrieren: die Feier der Wintersonnenwende.
Eine mittelalterliche Ruine, die sich trotzig aus dem Staub der Jahrhunderte über dem Tal erhebt, bildet die unvergleichliche Kulisse für unser Fest. Schutz vor Wind und Kälte bietet sie uns, ein Symbol der Macht vergangener Tage und ein Sinnbild von Hartnäckigkeit und Stärke.
Am Fuße der Mauern entzünden wir unsere Fackeln. Im flackernden Schein der Flammen marschieren wir den Weg hinauf, durch das Eingangstor der alten Burg zu unserem Festplatz und formieren uns im Kreis um den aufgetürmten Holzstapel, der inmitten unserer Reihen seiner Entzündung harrt.
Ein Aktivist der JN Bodensee spricht einige kurze Worte zur Begrüßung. Dann endlich ist es soweit: Vier Fackelträger schreiten aus dem Kreis heraus, näher an den Holzstapel heran. Sie symbolisieren die vier Himmelsrichtungen. Gemeinsam entzünden sie in althergebrachter Art und Weise feierlich das Feuer in unserer Mitte. Ein wohlig warmer leuchtender Schein legt sich sogleich über die Gesichter und das vertraute Knistern des verbrennenden Holzes dringt an unser Ohr.
Nun tritt ein Kamerad aus Konstanz hervor. Mit einem Gedicht erinnert er uns Anwesende an unsere Pflicht vor den uns Vorangegangenen und mahnt zu steter Treue und Aufrichtigkeit. Gemeinsam singen wir im Anschluss das Lied „Wenn alle untreu werden“. Gänsehautstimmung.
Die ergreifenden Worte eines weiteren Aktivisten vom Bodensee hallen sodann von den alten Mauern der Ruine wider und bahnen sich mit Macht den Weg in Herz und Hirn. Von Sinn und Geschichte der Wintersonnwendfeier ist die Rede, vom siegreichen Kampf der alten Germanen gegen Rom und von der langen Nacht, die sich seit nunmehr bald sieben Jahrzehnten über unser Land gelegt hat. Doch so wie das Licht in der Natur jedes Jahr aufs Neue die Dunkelheit besiege, so werde einst auch in Deutschland wieder golden die Sonne am Horizont emporsteigen und die Herrschaft der Dunkelheit durchbrechen. „Denn nichts auf dieser Welt währt unendlich. Der Tag der Wende wird kommen. Das Licht wird siegen!“ Eine feierliche Stille am Ende der Ausführungen macht deutlich: Die Worte verfehlten ihre Wirkung nicht.
Nun macht das Methorn seine Runde. Jeder Anwesende erhält auf diese Weise die Möglichkeit, sich mittels des Aufsagens eines Feuerspruches selbst aktiv in die Gestaltung der Feierstunde miteinzubringen. Die meisten machen gerne davon Gebrauch. Und klar wird auch: Wir alle sind Teil des Ganzen, sind eins im Bewusstsein um das Erbe der Ahnen und unsere Aufgabe im ewigen Kreislauf des Stirb und Werde, des ehernen Gesetzes der Natur. Das abschließende Anstimmen des Deutschlandliedes verleiht diesem Bewusstsein zusätzlich Form und Ausdruck.
Aus voller Kehle, inbrünstig und mit flammendem Herzen, schmettern wir zusammen die drei Strophen unserer Nationalhymne an die Mauerwände. Es ist dies der würdige Abschluss einer Feierstunde, die wohl keiner der Anwesenden so schnell wird vergessen können.
Noch einige Zeit verharren wir im gemütlichen Gespräch um das wärmende Feuer, unterhalten uns über Höhen und Tiefen des vergangenen Jahres und allerlei andere mehr oder minder ernste Themen. Einige Mutige wagen tollkühne Feuersprünge. Man lacht, man singt, man freut sich über die Wiedergeburt des Lichts, das uns den Weg weisen wird in ein neues Jahr voller neuer Herausforderungen. Wir werden sie zu meistern wissen. Die Zukunft im Blick und die Ahnen im Herzen, werden wir auch 2012 unseren Weg der Wahrheit, der Freiheit und des Rechts unbeirrt weiterbeschreiten. Und ihre Repression wird uns nicht stoppen. Frei nach Nietzsche:
„Wer ein Wozu hat im Leben, der erträgt jedes Wie.“
JN Bodensee / JN Konstanz