Gerade deutsche Marineangehörige stehen in Zusammenhang mit dem Ende des 1.
Weltkriegs, insbesondere in Bezug zur Novemberrevolution in Deutschland aufgrund
der volksfeindlichen Tätigkeiten einiger Marinebrigaden in keinem guten Ruf.
Doch auch unter den Seefahrern gab es in einer dunklen Zeit absolut ehrliche,
pflichtbewusste Männer denen soldatischer Gehorsam verbunden mit dem
Vollbringen von äußersten Leistungen zum Schutze ihrer Heimat durch Mark und
Bein gingen.
Scapa Flow, eine Bucht südlich vor Schottland am 21.06.1919. Was hier geschah,
was diesen Ort und dieses Datum prägt – ein Teil unserer Geschichte.
Durch den Ausgang des 1. Weltkrieges wurde an die Kaiserlich Deutschen
Marine von den Siegermächten und besonders von den Briten zwei Bedingungen
verlangt: Innerhalb weniger Tage 120 U-Boote auszuliefern während alle modernen
Schiffe der Hochseeflotte außerhalb der Heimatgewässer bis zur Klärung ihres
Endschicksals durch den Friedensvertrag zu internieren seien.
Doch ein neutraler Hafen für die Internierung kam für die Briten nicht in
Frage. Hier war schon deutlich zu erkennen, wie groß das Interesse der Briten
an der deutschen Hochseeflotte war. Durch eine Internierung in einen neutralen
Hafen hätten die Briten großen Einfluss auf den Verbleib der Flotte verloren.
Hatte man doch Angst vor einer Aufteilung des modernen deutschen
Schiffsmaterials unter den Siegermächten. Dies hätte für die Briten bedeuten
können, das auch drittklassige Marinen zu erstklassigen Marinen aufsteigen
könnten.
Daraufhin kam am 11.11.1918 der Befehl, dass sich die deutschen
Hochseestreitkräfte innerhalb von 7 Tagen in abgerüstetem Zustand in einem
Britischen Hafen, Firth of Forth, zu begeben haben. In diesen Zusammenhang ist
zu erwähnen, dass die Briten den an sich selbstverständlichen deutschen Plan,
die in die Internierung fahrenden deutschen Schiffe über den Minen freien Weg
durch die dänischen Gewässer auslaufen zu lassen, ablehnten und sie zwangen,
durch die minenverseuchte Nordsee zu fahren. Bei der Überfahrt am 19.11.1918
verließen 10 Linienschiffen, 5 große Kreuzer, 8 kleine Kreuzer und 50
Torpedoboote für immer deutsche Gewässer. Das Torpedoboot V 30 lief auf eine
Mine und sank, zwei tapfere deutsche Matrosen verloren dadurch und durch
Englands abgehobene Ignoranz ihr Leben.
Am Morgen des 21.11.1918 lief die deutsche Hochseeflotte am befohlenen
Treffpunkt ein. Wo dann von den britische Oberkommandierenden, Admiral Sir
David Beatty, eine
“Abrüstungsuntersuchung“ folgte. Am 22.11.1918 wurden der deutschen
Kommandoführung die Bucht von Scapa Flow als Endstadion mitgeteilt. Nach
dorthin hatten sich in vier Staffeln die deutschen Schiffe zu begeben, Torpedoboote
am 22.11.1918, große Kreuzer am 24.11.1918, das IV. Geschwader am 25.11.1918
und der Rest am 26.11.1918.
In Scapa Flow angekommen begann das Abwarten über den Ausgang der
Friedensverhandlungen. Die Zeit war überzogen von Schikanen der Britischen
Machthaber über das Verbot des Landganges oder gar einer Zahnbehandlung. Die
bewusste Nichtinformation der deutschen Verbandsführung durch die Briten über
den aktuellen Stand der Ereignisse, aber auch das Fehlen direkter Nachrichten
aus der Heimat verschärften die Situation ins Unermessliche. Nach den zur
Verfügung stehenden Pressenachrichten und aus aufgefangenen Funkbruchstücken
musste Konteradmiral Ludwig von Reuter
am 16.06.1919 annehmen, dass die deutsche Regierung die sog.
„Friedens“-Forderungen der Siegermächte einfach ablehnen musste und
dass daraufhin der Kriegszustand wieder hergestellt sei. Dann wäre ein besetzen
der Schiffe von den Briten absolute Wahrscheinlichkeit. Um diese Möglichkeit
auszuschließen blieb nur die Selbstversenkung übrig, wie dies in den Jahrzehnte
alten Bestimmungen der Marine für derartige Fälle bestimmt war. Alles andere
hätte eine enorme Gefahr für Volk und Vaterland bedeutet.
Da keine weiteren Befehle und Nachrichten aus Deutschland eintrafen, gab
KAdm. von Reuter den Befehl am 21.06.1919 um 11 Uhr den Befehl zur Versenkung.
Die Vorbereitungen dazu waren bereits im Vorfeld getroffen, ein Flaggensignal
mit verschlüsselter Botschaft genügte. Bereits etwas über 1 Stunde später
versank als erstes die SMS Friedrich der Große, gegen 17.00 Uhr verschwand als
letztes die SMS Hindenburg. Die Briten konnten den Vorgängen nur noch
ohnmächtig beiwohnen.
Durch kopfloses Schießen der Britischen Wachschiffen, auf die in Booten von
Bord gehenden unbewaffneten deutschen Besatzungen, waren 9 Mann getötet worden.
Aber aufhalten konnten sie die Versenkung nicht. Die Wut der Briten war sehr
groß trotz des unterzeichneten Friedensvertrages am 24.06.1919 wurden die
deutschen Besatzungsangehörige bis zum Januar 1920 eingesperrt. Am 31.01.1920
konnten die Matrosen wieder deutsch Boden betreten. Sie hatten zumindest dafür
gesorgt, dass die moderne deutsche Flotte künftig nicht gegen die eigenen
Landsleute eingesetzt wird. Und, sie hatten das Ansehen der Deutschen
Kriegsmarine wieder in ein ordentliches Verhältnis gestellt. Es waren Deutsche!
Die Gefallenen von Scapa Flow:
KK Walter Schumann; Kommandant Linienschiff Markgraf
Oberbootsmannsmaat Hermann Dittmann; Linienschiff Markgraf
Signalmaat Hans Hesse; Linienschiff Bayern
Heizer Karl Bauer; Linienschiff Kronprinz Wilhelm
Torpedomaschinist Wilhelm Markgraf; Torpedoboot V126
Torpedoobermaschinistenmaat Gustav Funkrath; Torpedoboot V126
Torpedoobermaschinistenmaat Friedrich Beicke; Torpedoboot V126
Torpedoheizer Karl Funk; Torpedoboot V127
Maschinistenanwärter Kuno Evertsberg; kleiner Kreuzer Frankfurt