Das Osterfest der Germanen
Das Osterfest ist heutzutage zu einem brauchlosen Fest verkommen, wo Konsumwahn und Kaufrausch im Vordergrund stehen. Aber es geht an diesen Tagen weniger um Geschenke, die Eltern für die Kinder verstecken oder um die Preisung des Herrn Jesus Christus, der an diesen Tagen gekreuzigt worden und danach wieder in einer Höhle auferstanden sein soll.
Bei diesem Fest ging es ursprünglich darum, dass der Frühling begrüßt wurde und die bösen Geister vertrieben werden sollten. Denn Ostara ist die germanische Göttin für das Licht, die den Frühling bringt und die Zeit der Dunkelheit und Kälte verabschiedet. Die Auferstehung der Natur sozusagen, die vom Christentum analog dazu in der Person Jesu Christi manifestiert wurde.
Unsere heidnischen Ahnen feierten dieses Fest allerdings nicht im April, sondern schon im März. Es fällt stets mit dem 21. März zusammen, dem Tag, an dem Licht und Dunkel, Tag und Nacht zum ersten Mal im Jahr gleichstark sind. Mit jedem weiteren Tag wird der Sonnengott Jul stärker und kräftiger. Kaum einer weiß heute noch, dass dieses Fest der Natur geweiht war, den neu grünenden Wiesen und Wäldern, den Steinen und dem Wasser.
In Irland werden bis heute die Brunnen geschmückt und die Quellen, aus denen frisches, neues Wasser entspringt mit bunten Bändern und Girlanden verziert. Junge Mädchen gehen zum nächsten Bach und waschen sich im klaren Wasser. Das versuchen sie, ohne dabei gesehen zu werden. Sonst geht – dem Glauben nach – die heilende Kraft des Wassers verloren.
Auch hierzulande sind uns noch gebräuchliche Symbole für Ostara bekannt. Der Hase als allgemein bekanntes Symbol für Fruchtbarkeit und grenzenlose Vermehrung. Das Ei, die Urzelle allen Lebens. Zu früheren Zeiten wurden die Eier rot angemalt, in der Farbe des frischen Blutes der Göttin. In der “Weiterentwicklung” wurden die Eier in den Farben der Natur bemalt, wobei jede benutzte Farbe eine rituelle Bedeutung hatte.
Das frische, hellrote Blut galt ebenfalls als Zeichen besonderer Fruchtbarkeit. Junge Mädchen, die zu Ostara ihre erste Monatsblutung bekamen, wurden besonders verehrt. Ihr Blut galt als heilig. Es wurde aufgefangen und zum Segen der Ernte in einem Ritual der Erde übergeben, um die Fruchtbarkeit der Felder magisch zu verstärken.
Zu Ostara werden die Felder für die Saat vorbereitet. Dies geschah in früheren Tagen in einem Segnungsritual, der Feldweihe. Vielerorts werden heute noch die Felder vor der Aussaat gesegnet. Dazu werden sie vom Bauern abgeschritten und an jeder Ecke des Feldes heilige Kräuter, meist Pfefferminze, Schlüsselblume und Äste des Weidenbaumes, zusammen mit einer Kerze in den Boden gesteckt. Während des Rituals bittet man um eine reichhaltige Ernte und um Schutz für die Felder.
im Folgenden noch einige weitere Bräuche, die zum heiligen Ostarafest begangen wurden:
Das Osterfeuer
Das Feuer ist schon im Altertum den Menschen und Göttern heilig gewesen. Die sechs Vestalinnen (altrömische Priesterinnen der Vesta) hatten dafür zu sorgen, dass niemals das heilige Feuer ausging.
Das Osterfeuer steht als Symbol für die Sonne. Sie ist der Mittelpunkt unseres Lebens. Ohne die Sonne ist kein Leben auf unserer Welt möglich. Mit den Osterfeuern wurde im Frühjahr die Sonne begrüßt. Sie galten auch als Kult zur Sicherung der Fruchtbarkeit, des Wachstums und der Ernte. Weiter steht die Sonne als Sieger über den Winter und damit symbolisch für das Erwachen nach einer langen kalten Zeit.
Die rollenden Osterräder
In der Osterräderstadt Lügde im Kreis Lippe in Ostwestfalen und in Günsterode im Schwalm-Eder-Kreis in Nordhessen rollen riesige feurige Osterräder von einem Hügel ins Tal hinab. Der heidnisch-germanische Sonnenkult wird als der Vorläufer für dieses Brauchtum bezeichnet, weil das Feuerrad ein Sinnbild der Sonnenscheibe war. Auch die germanische Frühlingsgöttin Ostara wird häufig mit dem Räderlauf in Verbindung gebracht. Kein anderer Brauch lebt im Weserbergland, der so klar und offensichtlich aus der tiefsten Naturverbundenheit, aus dem Glauben und Hoffen, bzw. Sehnen unserer Ahnen hervorgegangen ist, als der feuersprühende Lauf der Osterräder von Lügde. Nicht Not und Tod der Jahrhunderte haben je das lodernde Feuer zu löschen vermocht. Sie sind Symbol des Frühlings, Symbol neuen Wachsens und Werdens. Symbol des Sieges der Sonne über die kalte, trübe und dunkle Winterzeit.
Das Osterwasser
Das Osterwasser sollte Augenleiden, Ausschlag und andere Krankheiten heilen, wenn man es aus der Quelle schöpfte. Man glaubte damals, dass man, wenn man sich am Ostermorgen im fließenden Bach wusch, immer jung und schön bliebe. Um das Vieh vor Krankheiten zu schützen, wurde es am Ostermorgen in die Bäche getrieben. Da es ein Symbol der Fruchtbarkeit ist, schöpfen die jungen Mädchen schweigend Wasser gegen den fließenden Strom. Das Schweigen darf nicht gebrochen werden, damit das Wasser seine Segens- und Heilskraft behält. Es darf auch kein Wassertropfen verloren gehen oder im Heim des Mädchens auslaufen.
JN Nordsachsen