Gedankengänge eines jungen Aktivisten
Freilich, es ward an der Zeit für die ersten wärmenden Sonnenstrahlen, für das erste frische Grün und leuchtendes, vielfarbiges Wachstum in den Beeten der Vorgärten. Die Straßen meiner Stadt scheinen zu neuem Leben erweckt, wie in jedem Frühjahr…
Doch irgendwas fehlt in diesem Jahr; ist es tatsächlich so, oder liegt es an der durch die letzten Monate geprägten grauen, gedankenverschwommenen Betrachtungsweise, deren Voreingenommenheit meine Sinne bestimmt? Ich setze meinen Weg fort, vorbei an einer Gruppe quakender Rentner, deren Anwesenheit einmal mehr das Bild meiner Stadt bestimmt. Vorbei an den deutschen und vietnamesischen Geschäftsbetreibern, deren Umsatz wieder einmal auf sich warten lässt. Eine Frau, einen sehr krank aussehenden Rollstuhlfahrer schiebend, quert meinen Weg. Vorbei an einer verlogen grinsenden Visage; im Straßendreck liegt wohl eines der letzten noch nicht beseitigten Wahlplakate. Meine Gedanken notieren dies alles nur am Rande, während der Frühlingssonne hellste Strahlen mich nicht zu wärmen vermögen.
Und plötzlich, es durchfährt kurz meinen Körper. Ein Stoß von Wärme durchdringt mich, Tränen steigen mir ungewollt in die Augen – sie bekunden keine Trauer, sondern vielmehr Freude und Hoffnung, Zuversicht und Willen. Ein Kinderwagen ist es, der mich zu neuem Leben erweckt, geschoben von einer jungen Frau, die mir ohne Worte, ohne den Austausch eines Blickes sympathisch ist. Der Sonne Strahlen erwärmt endlich auch mich, von tiefster Innigkeit. Das kräftige, klare Schreien des Kleinen dringt tief in mein Bewusstsein und prägt meinen Tag, meine Woche, vielleicht sogar meine gesamte Zukunft.
Es treibt mich an – nicht zu Worten, denn derer gibt es in dieser Zeit genug. Allein die Tat ist es, die unsere Zukunft retten kann. Und so erkenne ich meine Pflicht des Tun und Handelns, denn es ist dringend an der Zeit, unserer Kinder Zukunft, unseres Volkes Zukunft zu retten und dem drohenden Volkstod zu entsagen. Kämpft mit uns!
Autor: Ditmar Horn