Ich kann mich gut an die angespannten familiären Diskussionen erinnern welche die Eltern in bedrückender Atmosphäre vor Jahren in unregelmäßigen Abständen in unserer Küche führten. Vater war wieder einmal arbeitslos geworden, Mutters Chef wollte sie in eine weit entfernte Stadt versetzen, die Bank forderte höhere Raten – jedes Mal war es auch für mich, trotz jungen Alters kein schönes Erleben. Oft nahmen sich die Eltern schließlich aufmunternd in den Arm und sagten, für mich vielleicht manchmal nicht ganz überzeugend „Es wird schon weitergehen…“. Vater ist inzwischen seit Jahren Fernfahrer, verdient gut ist aber oft nur alle zwei Wochenende zu Hause – wir haben uns daran gewöhnt. Mutter arbeitet nur Teilzeit verdient aber auch so etwas um unser kleines Häuschen abzuzahlen. Oft hörte ich sie davon reden wenn es doch endlich soweit ist.
Inzwischen habe ich die Schule abgeschlossen und gehöre zu den Glücklichen meiner Klassenstufe die für ihre Lehrstelle nicht die Heimat verlassen mussten. Meine Eltern freuten sich beim Abschluss des Lehrvertrages sehr, obwohl sie mir schon die Annahme einer wesentlich besseren Lehre im Saarland nahe legten – es ginge schließlich um meine Zukunft. Nicht erst zu diesem Zeitpunkt fragte ich mich einige Sachen, die mir im Sozialkundeunterricht kein Lehrer erörtern konnte. Und auch bei meinen Eltern stellte ich oft nur ein resigniertes „Daran kann man doch eh nichts ändern.“ fest.
Was ist das für ein Staat, der seine Bürger immer wieder fallen lässt wie heiße Äpfel? Warum soll ich mir weit weg eine Arbeit suchen wenn, das konnte ich selbst in meiner Schule beobachten, immer mehr Fremde in meine Heimat kommen? Muss die allgegenwärtige oft lebensbestimmende Angst – was wird morgen sein, denn unser Leben bestimmen? Was wird wenn meine Eltern oder ich einmal alt sind? Fragen über Fragen – deren Antworten ich nur selbst suchen konnte; und die ich fand!
Ich fand meinen eigenen Weg, den selbst meine Eltern eines Tages verstehen werden, da bin ich mir sicher. Einen Weg der uns allen eine lebenswerte Zukunft verspricht. Einen Weg der der Tristesse des oft bedrückenden Alltags entsagt. Ich fand Freunde, denen nicht individuelle Dinge wichtig sind, sondern denen einzig diese, unsere Gemeinschaft zählt. Zusammen wollen wir viel verändern um endlich diesem Elend, dem deutschen Elend dieser Jahre zu entgehen. Und wir kämpfen…
Komm auch du zu uns – JN voran!