21 Jahre!

31. Dezember 2010

Vor 21 Jahren schien es als hielte die Welt kurz ihren Atem an. Völlig unverhofft lagen sich plötzlich jahrzehntelang getrennt lebende Brüder weinend in den Armen. Der Eiserne Vorhang der bis in alle Ewigkeit ganz Europa in zwei stetig verfeindete Lager teilen sollte, plötzlich löchrig wie ein Schweizer Käse. Von dem Zustand, der Aufbruchsstimmung und den revolutionären Ereignissen vor dem 9. November 1989 ist kaum noch etwas zu spüren.


Wenngleich bei näherem Betrachten allein die letzten Tage eine gewisse Parallelität zu zeichnen vermögen. Nun es ist nicht so, dass ein Epoche, dass ein Regime dabei sind sich zu verabschieden. Es ist auch nicht so, dass die Menschen hinaus aus der Enge in eine neue Freiheit drängen. Aber bei einem Blick nur wenige Kilometer über die Landesgrenze unseres Bundeslandes spielten sich in den letzten Tagen doch zuhauf spannende Handlungen ab.

Ziviler Ungehorsam – eine Begrifflichkeit prägte das vergangene Wochenende und führte zu den seit Jahren größten Anti-Castor-Protesten entlang der Strecke. Tausende Menschen stemmten sich in den letzten Tagen oft mit aller Kraft gegen die Staatsautorität in Form von über 16.500 eingesetzten Einsatzkräften. Mehr als 20 Millionen Euro kostete der Polizeieinsatz für den Castortransport zu seinem Ziel im Zwischenlager Gorleben. Kosten die zum derzeitigem Standpunkt alleine das Bundesland Niedersachsen zu tragen hat. Der Sieger in diesem ungleichen Spiel war freilich vorher klar. Doch nichts desto trotz und mit einer Transportzeit von 92 Stunden traf der Castortransport so spät wie noch niemals vorher im wendländischen Gorleben ein.

Über 5000 Menschen blockieren, sabotieren und behindern über den gesamten Zeitraum allerorts. Insgesamt sprechen die Veranstalter von rund 30.000 Demonstranten im Wendland. Hunderte von Traktoren sorgten zeitweilig dafür, dass die zur Verfügung stehenden Einsatzkräfte nicht in ihre Zielgebiete durchkamen. Die Aktionen liefen Hand in Hand und doch, von wirklichem Widerstand wie beispielsweise in den Wochen vor 21 Jahren ward wenig zu spüren.

Seit Stunden sitzen sie nun auf den Gleisen und warten. Auf ein „Ausschottern“, das Abtragen des Schotterbetts unter den Schienen verzichten sie. Damit wären zu viele Gefahren verbunden. Hier soll irgendwann der Zug mit den 11 Castorbehältern seinen Weg finden. Die strahlende Fracht umfasste insgesamt 123 Tonnen hochradioaktiven Atommülls. Irgendwann… Und irgendwann wird auch ihr heutiger Tag hier enden; sie warten weiter. Plötzlich rücken die an auf die sie im Unterbewusstsein alle warten. Stark geschützte Polizeieinheiten mit unzähligen Transportwagen; sie steigen aus und formieren sich.

Die Stimmung hellt schnell auf, Sprechchöre und Trillerpfeifen erklingen zuhauf, dazu ermahnende Lautsprecherdurchsagen der Polizei. Das Spiel beginnt und beendet damit auch jegliche Hoffnung auf ein aussichtsreiches Unterfangen. Polizisten tragen die Blockierer an den Armen von den Gleisen, nach wenigen Metern fassen die Meisten von ihnen selbst Fuß. Fast freundschaftlich scheint die Stimmung zwischen den heutigen Gegner. Es geht in eine Art Sammellager, warme Decken, Speisen und Getränke werden gereicht. Man ist auf alles eingerichtet um die Unannehmlichkeiten möglichst gering zu halten.

Das Spiel wiederholt sich in diesen Tagen tausende Male immer und immer wieder. Und irgendwie spiegelt der hier anzuschauende Widerstand den Geist dieser nunmehr seit 21 Jahren vorhaltenden Zeit. Aber irgendwo erhält er auch unsere Hoffnung. Es ist der Funke der uns treibt. Der Funke des Aufbegehrens eines ganzen Volkes!

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