Das muss man sich mal vorstellen: 23 arbeitslose Zigeuner – ja, sie sind nicht „arbeitsuchend“ – ziehen schon seit Tagen durch Berliner Straßen und besetzen lustig, fröhlich ein Ver.di-Büro nach dem anderen und fordern – ihr denkt es euch sicherlich schon – einfach mal kostenloses Wohnen in Berlin.
Diese äußerst „arbeitswilligen“ Herrschaften wohnten zuvor in der alten Eisfabrik in Berlin-Mitte, wo sie sich für ganze zwei Jahre zwischen Bierdosenhaufen, überflüssigen Stoffwechselprodukten im Treppenhaus und Graffiti-Sprayern austobten. Nachdem das Gebäude jedoch wegen eines gerichtlichen Urteils geräumt werden musste, erklärten Albert, Konstantin und seine aus Bulgarien nach Deutschland eingewanderten Freunde, dass nun der Staat für ihre Bleibe sorgen müsse. Am besten wäre es, wenn der Berliner Senat ihnen ein Ersatzhaus gäbe, damit sie als EU-Bürger einen Platz zum Wohnen hätten. Aber dann soll es auch ein sauberes, schönes Haus mit Laminat sein, erklärten die quasi obdachlosen Roma. Die TAZ interviewte im September letzten Jahres die Kulturbereicherer und konstatierte scharfsinnig wie eh und je: „Im Treppenschacht riecht es, als hätte eine ganze Loveparade einen Monat lang in dieselbe Ecke gepisst“. Kein Wunder, dass Albert vor allem nach einem sauberen Haus verlangt. Ist ja keines mehr da, was er noch verdrecken kann.
Wie dem auch sei, das Interessante an der ganzen Geschichte kommt erst noch! Nachdem also Albert, Konstantin und ihre hygienisch orientierten Mitstreiter auf die Straße gesetzt wurden, sind sie von einem „Würdenvertreter“ zum nächsten gewandert. Zunächst bekamen sie vom Berliner Senat Unterkünfte in einem Hostel spendiert, das sich jedoch auch schon wieder von ihnen verabschiedet hat. Der Leser wird die spürbare Beliebtheit dieser Bevölkerungsschicht, die den „Wirtschaftsstandort Deutschland“ (gemeint ist die Bundesrepublik) mit ihrer interkulturellen Kompetenz bereichert, sicherlich nachvollziehen können. Kurz darauf haben Albert und Konstantin Unterstützer herangeholt. Diesmal – nicht auf dem Kopf gefallen – schicken sie dafür willfährige Nicht-Sinti-und-Roma vor, um die Sache ein für allemal zu klären.
Das „Bündnis gegen Zwangsräumungen“ und das „Bündnis Rechtspopulisten stoppen“ – man hört aus den Namen sicherlich die politischen Interessenvertreter heraus – setzen sich nun richtig gutmenschlich für die Umherziehenden ein. Zunächst haben die Glücksritter eine „symbolische Nacht“ in der Ver.di-Bundeszentrale verbracht und wurden mit Essen beliefert. Doch da haben die Ver.di-Jungs die Rechnung ohne die Garde von Albert gemacht. Einer von ihnen, eine von den Medien als „Bulgare“ bezeichnete Person, hat sich dann aufgeregt, warum er nicht in der Kantine essen könne. Er fühle sich rassistisch unterdrückt. Schnell hat er gelernt, wie man in Deutschland vorankommt. Und sind wir doch mal ehrlich, wer kommt schon nach Deutschland, um dann nicht auch von der guten Kantinenküche des „Deutschen Gewerkschaftsbundes“ speisen zu können? Doch – wer kann sich das vorstellen – Ver.di hat dies dann doch nicht so richtig als eine Dauerlösung betrachtet.
Keine Angst, es geht noch weiter. Da kam auch noch die Caritas, die sich um unsere alleingelassenen Freunde aus Bulgarien so richtig kümmern wollte. In einem Obdachlosenheim sollten sie Asyl bekommen. Aber auch das war keine so rechte Lösung. Nicht weil die Caritas auf einmal kalte Füße bekommen hätte, sondern weil Albert, Konstantin und die anderen nicht wieder irgendwann obdachlos sein wollten. Deshalb fordern sie jetzt auch ganz klar Wohnungen, die auf Staatskosten –oder besser gesagt Steuerzahlerkosten – gehen sollen. Ach ja, und die sollen doch bitteschön sauber sein. Und zu wem geht man, wenn man ein soziales Problem hat? Natürlich! Zur SPD. Also ließen sich unsere Freunde nicht lumpen und besetzten einfach mal die Berliner Parteizentrale der Sozialdemokraten, um Klartext zu reden. Doch dort war man nicht ganz so gesprächsbereit. Da nach ausdrücklicher Bitte, das Gebäude zu verlassen, unsere Freunde standfest blieben, rief man den Freund und Helfer. Die Sinti und Roma waren dann auch weg, bevor die Polizei eintraf. Interessant ist hierbei natürlich die Forderung der SPD im Streit um das Campier-Problem auf dem Oranienplatz, keine polizeiliche Räumung vorzunehmen. Das wäre natürlich menschenverachtend und wie heißt das doch gleich, ach ja „verfassungswidrig“.
Nun, was können wir daraus lernen? Wenn du eine „saubere Wohnung“ suchst, dann verlass dich nicht auf die Sozialdemokraten. Albert, sollte er irgendwann mal in Deutschland wählen dürfen, wird dann sicherlich nicht mehr für die SPD als potenzieller Wähler in Frage kommen. Wirklich schade…
JN Brandenburg