Es war ein Freitagnachmittag im Spätsommer. Die Sonne stand schon tief am Himmel und die Schatten mehrten sich. Genau der richtige Zeitpunkt, sich mit dem JN-Stützpunkt Kiel und einigen Interessenten auf eine Wanderung zu begeben. Verstärkt wurde die Gemeinschaft durch JNler aus Hamburg und Lüneburg. So konnte eine stützpunktübergreifende Gemeinschaft zwischen Mädeln und Jungen erlebt und entwickelt werden. Da wir erst am späten Nachmittag beginnen konnten, war uns klar, dass eine Übernachtung in der freien Natur unumgänglich wurde. Wir machten uns auf den Weg, allerdings mit der Hoffnung, noch vor der Dunkelheit einen geeigneten Zeltplatz zu finden.
Unser Weg führte uns an Feldern, kleinen Wäldchen und Landstraßen vorbei. Hin und wieder war ein Blick auf den atemberaubenden Sonnenuntergang möglich. Nachdem wir an einem herrlichen See vorbeigekommen waren, fanden wir den Weg in ein kleines Waldstück. Als ein geeigneter Lagerplatz gefunden worden war, hieß es, schnell die Zelte aufbauen, Feuerholz sammeln und eine Feuerstelle vorbereiten. Die Zelte standen nach einiger Zeit, das Feuer flackerte und der Hunger kam auf. So setzten wir uns um das Feuer und brieten uns Würstchen. Den Hunger besänftigt, begannen wir mit einer Vorstellungsrunde, um uns besser kennenzulernen und die verschiedenen Lebenswege der Einzelnen zu begreifen. Es folgte ein Vortrag über Kameradschaft und Gemeinschaft. Wir stellten fest, dass wir alle Kameraden waren, ohne zwangsläufig miteinander befreundet sein zu müssen. Desweiteren deuteten wir den Begriff Kameradschaft als einen selbstlosen Akt, der ausgeführt wird, ohne persönliche Vorteile davon zu erhalten, sondern einer anderen Person zu helfen. Der Abend wurde eindrucksvoll und durchweg positiv durch das Singen von Liedern mit Gitarrenbegleitung abgerundet. Da wir früh am nächsten Tag die bevorstehende Wanderung beginnen wollten, begaben wir uns bald zum Schlafen. Dann, mitten in der Nacht ,hallte es durch den Wald: „Aufstehen!“ In aller Eile wurde das Gepäck verstaut und Marschbereitschaft hergestellt.
Beim Verlassen des Waldes lagen noch dicke Nebelschwaden über den Wiesen und Feldern. Nach einem guten Stück Weg wurde es Zeit für eine Rast, um etwas zu Frühstücken. Beim späteren Durchqueren von kleinen Dörfern wurden wir stets freundlich von den Bewohnern begrüßt, die uns bei Fragen nach dem Weg hilfreich zur Seite standen. Der Weg führte uns weiter an Landstraßen, Feldern und Flüssen vorbei und durch zahlreiche Dörfer. Doch da sahen wir bereits aus der Ferne das Meer, die Ostsee! Die letzte Anstrengung wurde kurzerhand bewältigt und schon bald standen wir am Strand und schauten auf die weite See hinaus. Hier legten wir eine längere Rast ein und sprangen in das kalte Wasser, um uns abzukühlen.
Nun blieb noch der lange Rückweg. Die Kräfte schwanden, die Füße schmerzten, der Rucksack drückte und die Motivation verflog. Doch gerade in diesem Zustand lernten wir uns untereinander besser kennen, kamen aus uns heraus und fingen an zu scherzen und Geschichten zu erzählen. Legten wir eine Rast ein, wurden immer wieder Lieder gesungen, die uns motivierten, auch den Rest des Weges endgültig zum Ende zu bringen. Müde und erschöpft kamen wir am Abend am Zielpunkt an. Nach der Bewusstwerdung, dass die Strapazen endlich vorrüber waren, wurde jedem Einzelnen klar, wie viel er geleistet hatte. Auch die Vortrags- und Diskussionsrunde über Kameradschaft und Gemeinschaft wurde intensiv verinnerlicht, da über den gesamten Weg die Gemeinsamkeit stets erprobt werden musste.
Die Organisatoren der Kieler JN stellten fest, dass eine alternative Freizeitgestaltung wirkungsvoll umgesetzt werden konnte. Gerade das gemeinschaftsfördernde Moment kommt bei Fahrt- und Lageraktivitäten ideal zum Tragen und kann sich positiv auf die charakterliche Entwicklung des Einzelnen auswirken. Wir freuen uns schon auf das nächste gemeinsame Erlebnis!