Der Waldgang

29. April 2016

Ich bin ein Wanderer und ziehe umher. Irgendetwas in mir bestellt mich ständig in die Natur. Es ist ein inneres Bedürfnis und ich glaube, dass es von jenem Teil meines Gehirns herrührt, der für den Instinkt zuständig ist. Rein intuitiv zieht es mich immer wieder in den nahegelegenen Wald. In letzter Zeit öfter als sonst. Ich  finde, dass dort ein gutes Geschäft mit meiner Gedankenwelt zu machen ist. So komme ich mindestens einmal in der Woche hier raus und denke über mich, mein Leben und meine Aufgabe auf diesem Planeten nach. Jede Woche komme ich erneut zu dem Entschluss, dass ich ein rastloser Wanderer bin, der sucht und immer wieder findet. Er findet die Erkenntnis vom Selbst und er findet den Sinn seines Lebens. Doch zugleich weiß er, wenn er den Nachhauseweg antritt, dass ihm die Stimme in seiner Brust oder aus seiner instinktiven Hirnregion wieder hier her bestellen wird. Jede Woche aufs Neue komme ich also hier her. Ich stelle mir Fragen über mein Leben, wie es verläuft und ob ich alles richtig gemacht habe. Dann fällt mir auf, dass diese Fragen unerheblich sind. Denn was ist, das ist geschehen, in dem Moment, wo ich darüber wage einen Begriff von dem zu fassen, was mich bewegt.

Nun sind die entscheidenden Fragen eher in der Zukunft zu finden. Mein innerstes Wesen fühlt sich nur frei, wo sich einst auch unsere Ahnen bewegten. Es ist der Wald, der uns seine Geschichte zu erzählen weiß. Die Bäume sind Zeugen einer jahrhundertelangen Geschichte und der Boden, der stark durchtrieben von der Verwurzelung derselben ist, ist jenes Fundament, das mir das Gefühl einer gewissen Erdung gibt. Ist es vielleicht das, was uns Menschen so armselig gemacht hat? Ist es die fehlende Erdung, die fehlende Verbindung zur Natur und zur Muttererde? Auf dem zubetonierten Boden der Stadt weiß sich eine der von Konrad Lorenz ausgemachten acht Todsünden der zivilisierten Menschheit, die Verstädterung, eine Werdung vorzunehmen. Es ist erbärmlich wie selbstgefällig der Mensch geworden ist, obwohl er keinen Grund dafür hat. Ist er doch ein armer Irrer geworden, der sich nicht mehr weiß selbst zu helfen. Der neue Mensch ist ein kranker Zombie, ein lebender Toter also, der mit 30 bereits stirbt jedoch mit 70 erst begraben wird. Keine Zeit, keine Luft zum atmen hat dieser arme Tropf. Er glaubt sie nicht zu brauchen. Jeglichen Bezug scheint er gar verloren zu haben zu dem, was ihn ursprünglich hervorgebracht hat. Doch dort im Wald, wo der Chor der Federn den Tag erhellt, die Grillen den Abend im Sommer einleiten und die Insekten ihre Heimat wissen, hat er die Möglichkeit wieder zurück zu finden und geerdet zu werden. Hier ist mir die Welt noch etwas Organisches, etwas, das aus sich selbst heraus gewachsen ist und überleben kann.

Jede Blume, die wir im Garten züchten, ist schon nicht mehr voll und ganz Natur. Sie bekommt die Fähigkeit aus sich selbst heraus zu wachsen und sich somit zu erhalten, aberzogen. Ohne, dass wir sie begießen, kann sie nicht überleben. Doch die Natur, das heißt das Natürliche ist alles, was diese Fähigkeit aufweist. So wie unser Volk, das von einem Urstamm herstammt, der über Jahrtausende gewachsen ist. Das Volk sowie die Bäume, Sträucher und Blumen im Wald sind aus sich heraus zum Leben gekommen und wissen sich zu erhalten. Dieses Phänomen beeindruckt mich immer wieder aufs Neue und zeigt mir, welche Philosophie mir der Wald auf meinem Gang lehrt. Durch ihn werde ich geerdet. Durch ihn erfahre ich über mich selbst und woher ich gekommen bin. Er sagt mir dann auch, wo ich hingehen werde und ich habe immer das Gefühl es ganz genau zu wissen. Kein Zweifel, der sich mir auftut an der Richtigkeit des Entschlusses. Der Wald ist mir ein Hein. Er ist mein Lehrer und Beschützer.

So wandere ich weiter in der Hoffnung niemals nur ruhen zu wollen. Bist Du Dir Deiner selbst sicher? Zieh in den Wald und finde es heraus!

Verfasst von John Trichet am 24. April 2016

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