20 Jahre Wiedervereinigung – Leben!

31. Dezember 2010

 

20 Jahre ist es her, ich war mit meinen 10 Jahren in der Blüte meiner Jugend. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern; mit der Mauer fielen über Nacht auch all die Vorstellungen die man uns bis daher beigebracht hatte. Plötzlich fuhren wir mit unserem Trabant in den Westen, das bisher unbekannte, Land – bis dahin der böse Klassenfeind und plötzlich so paradiesisch und gut. Doch in meiner Erinnerung hat sich ein weiteres Ereignis ebenso auch noch nach 20 Jahren verankert.

 

Es war ein Sonntagnachmittag als wir die Reise in die bisherige Bezirksstadt Magdeburg antraten. Helmut Kohl, der später benannte „Kanzler der Einheit“ sollte kommen und es zog, wie sich bald herausstellen sollte, Zehntausende an. Und so drängten sich auch meine Eltern mit mir als 10jährigen durch die Massen um auf den Domplatz zu gelangen. Ich war fasziniert von den vielen Menschen, den wehenden Deutschland-Fahnen aber auch den anwesenden Polizeikräften. Die Leute jubelten dem schwerfällig erscheinenden Mann auf der Bühne zu. Doch es gab auch Misstöne. Die Reden waren vor allem beruhigend und versprachen die später vielumschriebenen „blühenden Landschaften“. Es war der 23. September 1990…

 

Doch Moment mal, da waren auch andere Bilder die mir, wohl schon damals mit wachen Augen gesegnet, merkwürdig vorkamen. Ich erinnere mich an kleine Betrieb die über Nacht geschlossen wurden – schwarzen Fahnen hingen als Zeichen von Protest und Trauer aus ihren Fenstern. Ehemals staatliche Kleinbetriebe, oft im ländlichen Raum standen über Nacht ohne Absatzmarkt da, ein jeder wollte nur noch Westprodukte die ohnehin viel leckerer waren. Für viele Firmen bedeutete dies das Aus noch vor der offiziellen Wiedervereinigung.

 

Auch von meinen Eltern entnahm ich Gespräche die ich so nicht kannte. Vaters Arbeit war ebenso in Gefahr, Mutters zumindest ungewiss. Doch es würde schon weiter gehen meinten sie immer und immer wieder. Weiter ging es; mit Höhen und Tiefen; Freude und Tränen.

 

Als am 3. Oktober 1990 am Brandenburg Tor ein riesiges Feuerwerk gen Himmel steigt sind die Gefühle bei vielen Menschen gemischter Natur. Plötzlich werden sie von Ängsten konfrontiert. Nicht alle Tränen werden in diesen Tagen aus Freude vergossen, nicht alle Fahnen aus Überzeugung in den Wind gehalten. Die ersten verdorrten Blumen inmitten der versprochenen blühenden Landschaften waren so schnell auszumachen. Und sie sollten zukünftig einen bestimmenden Charakter behalten. Es dauerte noch Jahre, doch die Augen wurden mir mehr und mehr geöffnet. Zusammenhänge offenbarten sich und Zustände traten ein die meinen Weg fortan bestimmten.

 

Umso klarer sehe ich heute die sich allerorts ähnelnden Bilder: Wenn sie in diesen Tagen die Wiedervereinigung feiern sind meist die unter sich, denen diese Zeit den Erfolg bescherte auf den sie heute mit teurem Sekt anstoßen. In ihren leeren Seelen und ihren egoistischen Gedanken ist kein Platz mehr für die, die heute nur die Randfiguren spielen in einem dreckigen Spiel. Die, über die die Zeit einfach hinweg rast ohne ihnen überhaupt die Möglichkeit eines erstrebenswerten Lebens zu bieten. Es sind nicht einige Dutzend, es sind nicht ein paar Tausend – es sind Hunderttausende, gar Millionen ohne Perspektiven und ohne Zukunft in diesen Tagen!

 

Blass und ungesund sieht sie aus, die Mutter am Rande der heutigen Szenerie. Sie und ihre zwei Kinder sind heute nicht zum feiern hier. Vielmehr ist es das Kinderfest mit kostenlosen Getränken und Eis für die Kleinen das sie hier her kommen lässt. Sie fühlt sich unwohl beim Blick in die Mitte der gutgekleideten Herrschaften mit ihren stetig grinsenden Gesichtern, ihren teuren Uhren und ihren graziös auftretenden Frauen. Doch das Unwohlsein nimmt sie in Kauf. Es ist nicht viel was sie ihren Kindern seither bieten kann, es reicht zwar zum Leben doch vielmehr ist es nicht. Das graue Leben in der Stadt, die Tristesse ihres hoffnungslosen Alltags, die ständige Armut – ihre Augen sind leer und ausdruckslos.

 

Sie will doch nur Leben! Und wenn schon nicht für sie, dann doch wenigstens für ihre Kinder eine blühende Zukunft. Besser sollen sie es einmal haben! Darum am 2. Oktober 2010 auf nach Halberstadt!

 

„3. Oktober 1990 – Vom Regen in die Traufe! Wir wollen Leben, Freiheit, Einheit und einen souveränen Staat“!

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