„Geldscheine“ sollen den Menschen die Augen öffnen
Reges Treiben trotz miesen Wetters herrschte am vergangenen Sonntag in der Friedrichshafener Innenstadt. Das Häfler Stadtfest und der verkaufsoffene Sonntag lockten Tausende Besucher zum Bummeln und Einkaufen in die Geschäfte und Konsumtempel der Bodenseemetropole, die mit zahlreichen Sonderangeboten und Aktionen aufwarteten, um das Interesse der Passanten auf sich zu fokussieren. Doch nicht nur die Häfler Einzelhändler machten sich Gedanken, wie sie an diesem Tag möglichst viel Aufmerksamkeit auf sich lenken konnten. Auch die nationalen Aktivisten der JN Bodensee hatten sich vorgenommen, den großen Menschenauflauf am Sonntag für ihre Zwecke zu nutzen und die Menschen vor Ort über die Fehlentwicklungen unseres Wirtschafts- und Geldsystems aufmerksam zu machen, die von den Verantwortlichen in Wirtschaft, Politik und Medien nur allzu gern verheimlicht und verschwiegen werden.
Aber wie stellt man das an in einer Zeit, in der sich die Menschen immer weniger für Politik, für gesellschaftliche Entwicklungen interessieren und sich stattdessen immer mehr ins Privatleben zurückziehen? Wie erreicht man Aufmerksamkeit für die Dinge, die eigentlich jeden betreffen, bei Menschen, die sich in einer Mischung aus Politikverdrossenheit, Desinteresse und Resignation längst aus dem gesellschaftlichen Gestaltungsprozess ausgeklinkt zu haben scheinen?
Wer schon einmal versucht hat, Menschen zum Lesen eines Flugblattes zu bewegen, oder sie dazu anzuhalten, sich einmal fernab von BILD-Zeitung und Privatfernsehen über politische Alternativen zum herrschenden System zu informieren, der weiß, wie schwierig dieses Unterfangen sich in dieser hastigen Zeit gestalten kann. Daher galt es auch an diesem Sonntag einmal mehr, mittels kreativer Ideen die Aufmerksamkeit der Leute zumindest kurzzeitig auf sich und sein Anliegen zu lenken. Und tatsächlich schien die Sache zu funktionieren: Immer wieder liefen die Aktivisten durch die Geschäfte und Gassen der Bodenseestadt und immer wieder sah es so aus, als würden sie wieder und wieder 20 Euro-Banknoten verlieren. Tausende dieser „Banknoten“ hatten sie gedruckt, ähnlich wie es die Bundesbank praktiziert, und auch diese Euros hatten fast keinen Gegenwert. Der einzige Wert, den sie besaßen, war die darauf enthaltene Information, die folgenden Text enthielt:
Kennen Sie das auch?
Sie arbeiten mehr und können sich trotzdem weniger leisten?
Kaufen Sie auch Sachen, die Sie gar nicht brauchen – mit Geld, das Sie nicht haben?
Unser Geldsystem ist krank.
Wir konsumieren, ohne nachzudenken.
Die Wirtschaft lebt auf Pump.
Die Schulden nehmen überhand.
Kein Geld mehr da?
Es wird einfach neues gedruckt.
Die Geldvermögen explodieren.
Unser Geld ist durch nichts gedeckt.
Eine Seifenblase, die irgendwann platzen wird!
Aber die Krise haben wir doch längst hinter uns?!
Die gleichen Leute, die das behaupten, haben einst auch
dem Osten „blühende Landschaften“
und Ihnen „sichere Renten“ versprochen.
Wollen Sie denen wirklich noch glauben?
Wachen Sie auf!
Denken Sie nach!
Informieren Sie sich!
www.fb-bodensee.de
Die Aktion verfehlte ihre Wirkung nicht: In Zeiten, in denen das Geld nicht mehr so locker sitzt wie früher, freut man sich schließlich umso mehr, wenn man auf der Straße plötzlich einen am Boden liegenden Geldschein entdeckt. Zwar hielt die Freude über den vermeintlichen finanziellen Zugewinn bei den meisten Leuten nur kurz an – doch hoben fast alle das täuschend echt aussehende Papier vom Boden auf und steckten es in die Tasche. Viele lasen die Botschaft, die ihnen der „Geldschein“ mitzuteilen hatte. Manche warfen den Zettel gleich darauf achtlos weg, andere wiederum steckten das Blättchen wieder ein und gingen weiter.
Auch in den kommenden Tagen werden Aktivisten der JN Bodensee an diversen Orten „Geld“ verlieren – schließlich kann auch die JN-Druckerpresse nach Belieben „Geld“ drucken, ohne darauf achten zu müssen, dass dieses „Geld“ einen realen Gegenwert besitzt – genauso, wie dies die Zentralbanken schon seit Langem mit dem „richtigen“ Geld praktizieren…
Anmerkung: Die Grundidee zu der Aktion stammt von „Alles Schall und Rauch“. Dort findet sich auch ein amüsantes Video, sowie eine Anleitung zur Nachahmung. Denjenigen, die rechtliche Bedenken haben, sei gesagt: Solange die Geldscheinabbildung die Größe von einem Drittel eines echten Scheins nicht überschreitet, ist der Druck zulässig. Siehe HIER.