Am 17. Juni 1953 gingen in der DDR zehntausende Menschen auf die Straße. Arbeiter, Studenten, Familien, sie alle hatten genug von Repression, Bevormundung und Ungerechtigkeit. Was als Protest gegen steigende Arbeitsnormen begann, wurde rasch zu einem flächendeckenden Aufstand gegen das gesamte System. Die Menschen forderten Freiheit, Recht auf freie Rede und die Absetzung der SED Regierung.
Einer von ihnen war Herbert Stauch, Müllermeister, Unternehmer aus Magdeburg, Ehemann und Vater. Eigentlich wollte er an diesem Tag nur zur Bank, ein geplanter Umzug stand an. Doch was er auf den Straßen sah, ließ ihn nicht kalt: Überall Demonstranten, laute Stimmen, klare Forderungen nach politischer Veränderung. Spontan schloss er sich an. Als sich eine große Menschenmenge vor dem Polizeipräsidium sammelte, war er mittendrin. Er wurde einer von vier Delegierten, die mit der Führung der Volkspolizei sprechen sollten. Friedlich, mit klaren Forderungen: die Freilassung politischer Gefangener und ein Ende der staatlichen Willkür.
Was dann geschah, bleibt in Teilen bis heute unklar. Doch sicher ist: Am Abend wurde Herbert Stauch verhaftet. Am nächsten Tag, ohne ordentliches Verfahren, ohne Verteidigung, verurteilte ihn ein sowjetisches Militärtribunal zum Tode. Das Urteil wurde sofort vollstreckt.
Seine Familie erfuhr davon durch eine öffentliche Bekanntmachung, falsch geschrieben, als „Strauch“. Erst auf hartnäckiges Nachfragen wurde bestätigt, dass es tatsächlich ihr Ehemann und Vater war, der erschossen worden war. Es gab keine Todesursache auf der Urkunde, keine Wahrheit, keine Gerechtigkeit. Stattdessen folgte das nächste Unrecht: Die Familie wurde bestraft, die Kinder durften keine höhere Schule besuchen, die Witwe durfte nicht arbeiten. Was blieb, war Stille. Und Schmerz.
Erst viele Jahre später, nach dem Ende der DDR, kam durch Akten ans Licht, was Herbert Stauch wirklich getan hatte: nichts als friedlich protestieren, ein Gespräch führen, mutig Gesicht zeigen. Kein Verbrechen. Kein Grund für einen Todesschuss.
Doch was bleibt, ist mehr als Trauer. Es ist ein Vermächtnis. Der Mut Herbert Stauchs zeigt uns, dass es niemals umsonst ist, für das Richtige aufzustehen, auch wenn der Preis hoch ist.
Auch heute noch ist es leichter, wegzusehen, zu schweigen, sich anzupassen. Doch Freiheit lebt vom Widerspruch. Gerechtigkeit wächst aus Haltung. Und Geschichte wird von jenen geschrieben, die sich nicht beugen, so wie Herbert Stauch.
Der 17. Juni ist ein Schicksalstag für uns Deutsch und ein Auftrag für die Jugend.
Lasst uns niemals gleichgültig werden. Lasst uns erinnern, handeln, aufstehen. Für unsere Freiheit. Für eine bessere Zukunft. Für Deutschland!